Familienbegriff
1. Im Leitbild aller katholischen
Einrichtungen, Tätigkeiten, Initiativen der Familienpastoral muss die Ehe als
Grundlage der Familie verankert sein:
„Ein Mann und eine
Frau, die miteinander verheiratet sind, bilden mit ihren Kindern eine Familie“
(KKK 2202).
Eheleute
mit adoptierten Kindern bilden eine Familie, auch wenn es nicht eigene Kinder
sind, die sie aufziehen. Alleinerzieher können ihren Umständen ent-sprechend um die Entfaltung eines christlichen
Familienlebens gemeinsam mit den Kindern bemüht sein, obwohl Vater oder Mutter
fehlen, wiederverheiratet-geschiedene Gläubige können dies ebenso, auch wenn
ihre Ausgangslage besonders schwierig ist. Für Lebensgemeinschaften gilt der
Begriff „Familie“ nur in einem sehr übertragenen Sinn, solange die Beziehung
nicht einen dauerhaften Charakter durch Eingehen einer Bindung trägt.
2. Stellungnahmen in der
Öffentlichkeit müssen das in 1. Gesagte zum Ausdruck bringen.
Aufgabe der Kirche ist es, das Gewissen der Gläubigen zu
bilden und sie zu befähigen, in den gesellschaftspolitischen Fragen, die Ehe
und Familie betreffen, im Sinne der von Gott gegebenen Schöpfungs- und
Heilsordnung Stellung zu nehmen. Wenn vom Staat in rechtlicher, steuerlicher,
finanzieller Hinsicht Ungleiches gleich behandelt wird, so ist dies, mit oft
schwerwiegenden Folgen, ungerecht. Dies muss Anlass sein, um einzeln und
gemeinsam gegen solche Entwicklungen die Stimme zu erheben.
Die Kirche ist von ihrer Sendung her für alle da, auch für jene, die noch nicht
den Weg zum Glauben gefunden oder sich von ihm entfernt haben, bzw. die nicht
dem Glauben entsprechend leben oder auf ihrem Weg gescheitert sind.
Daher wird gerade im Zusammenhang mit Ehe und Familie die Wortwahl in der
Verkündigung besonders sorgfältig sein müssen, um Menschen, die im Widerspruch
zum christlichen Glauben leben, nicht unnötig zu verletzen; gerade solchen
Menschen soll bewusst gemacht werden, dass sie in ihren Sorgen und Nöten bei der
Kirche Heimat und Hilfe finden können. Diese Bemühungen dürfen aber nicht zur
Relativierung oder gar Verfälschung der Wahrheit in Bezug auf Ehe und Familie
führen.
Auf Lebensgemeinschaften von Personen mit homosexueller Neigung kann man den
Begriff „Familie“ nicht anwenden, weil für eine Familie die dauerhafte
Beziehung zwischen einem Mann und einer Frau Voraussetzung ist.
3. Bei allen pastoralen Bemühungen
sind Zweideutigkeiten zu vermeiden.
Wichtige
Fragen sind heute: Wie können Paare, die zusammenleben, ohne verheiratet zu
sein, zu einer festen Entscheidung füreinander und zum Sakrament der Ehe
motiviert werden?
Wie kann wiederverheirateten Geschiedenen und ihren Kindern wirksam geholfen
werden?
Bei solchen Bemühungen müssen sowohl Verständnis für die Situation des
einzelnen als auch Klarheit der Verkündigung das Ziel sein. Unklarheiten sind
nicht hilfreich, doppeldeutige Zeichen – wie z.B. Segnungen von Paaren, die
zusammenleben, ohne verheiratet zu sein oder von Geschiedenen, die eine neue
Beziehung eingehen, müssen vermieden werden.
Hinführung zum Sakrament der Ehe, Schritte der Ehevorbereitung, konkret auch
der Verlobung, Katechese in Bezug auf Ehe und Familie sowie entsprechende
seelsorgliche Begleitung sind zu fördern.
Immer muss bewusst sein: Um den inneren Frieden zu erlangen, bedarf es der
Bekehrung der Herzen.
Feldkirch, am 7. Januar 2002