Als christliche Eltern haben
wir den Auftrag, unsere Kinder christlich zu erziehen.
Gott schenkt uns die erforderlichen
Gaben des Heiligen Geistes, um den Kindern in ihrem menschlichen und
christlichen Reifungsprozess beistehen zu können (vgl. Familiaris
consortio 38).
Wie
aber können wir den Erziehungsauftrag konkret erfüllen?
Einige wichtige Grundsätze:
Die
psychologische Forschung bestätigt immer wieder eine wichtige Volksweisheit:
„Eine Kindheit voller Liebe reicht für das ganze Leben!“
Die liebende Zuwendung der Eltern zu ihrem Kind ist wichtig…
für seine seelische Gesundheit:
Eine liebevolle
Betreuung in der Kindheit ist der beste Garant für eine seelische Stabilität in
den Krisen des Lebens.
Eine Untersuchung an ehemaligen KZ-Häftlingen sollte die Frage klären, warum
manche die unmenschlichen Strapazen des KZ ertragen konnten, ohne daran
zugrunde zu gehen oder zu verzweifeln. Die übereinstimmende Antwort: Die Liebe,
die sie in ihrer Kindheit empfangen hatten.
um liebesfähig werden zu können:
Der Mensch muss zuerst Liebe erfahren, um Liebe weiterschenken zu können.
um ein richtiges Gottesbild aufbauen zu können:
Wenn das Kind erfährt, dass seine Eltern es lieben, wird es fähig, an die Liebe
Gottes zu glauben.
Pestalozzi hat schon 1792 gesagt, dass Liebe, Vertrauen, Dankbarkeit und
Gehorsam hauptsächlich in der Beziehung gründen die zwischen dem unmündigen
Kind und seiner Mutter besteht.
Jedes
Kind ist einzigartig, eine einmalige Person.
Schon das Kind soll durch seine Eltern erfahren, dass ihm Würde verliehen ist.
Wir sollen daher…
·
Kinder nicht miteinander vergleichen
– das schürt meist Eifersucht.
·
jedes Kind annehmen, wie es ist
– „Nicht jedem das Gleiche, sondern jedem das Seine.“
·
jedem Kind eine persönliche Zeit schenken.
Ganz kleine Kinder benötigen öfter am Tag eine ungeteilte Zuwendung der Mutter.
Kleinkindern erzählen wir ein Märchen; mit den größeren wird etwas Besonderes
unternommen, vielleicht ein Kleid gekauft…
·
die geschenkte Zeit muss ungeteilt sein.
Vor allem für ältere Kinder ist die „Qualität“ der Zuwendung wichtig, sonst
suchen sich die Kinder andere Zuhörer und Berater.
Das
Kind braucht Grenzen
· Zur Liebe gehört es, Grenzen zu setzen und elterliche Autorität auszuüben, damit das Kind…
die Erfahrung macht, dass es seinen Eltern nicht
gleichgültig ist und es seine Eltern behüten.
Orientierung, Halt und Selbstsicherheit gewinnt.
Selbstdisziplin lernt.
· Grenzen sind wichtig, um…
sich nicht selbst zu schaden.
anderen nicht zu schaden.
kein falsches Bild von der Realität zu erhalten (die Erde
liegt uns nicht zu Füssen).
· Die ausgeübte Autorität ist kein Mittel zur Macht, sondern ein Dienst.
Es ist wie bei einem Bäumchen, das an einen Pflock gebunden
wird, damit es gerade wächst.
· Autorität kommt nicht ohne Strafe aus. Die Strafe darf aber nicht überraschend kommen.
Das Kind muss klar wissen, was von ihm verlangt wird (z.B.
es muss um 4 Uhr nachmittags zu Hause sein).
Die Strafe muss in Liebe und aus Liebe (nicht aus Wut oder
Ärger) erfolgen.
· Die Autorität der Eltern ist für das Kind nur dann glaubwürdig, wenn Vater und Mutter einer Meinung sind.
Der
Blick muss positiv sein. Wir sollen daher unsere Kinder…
·
nicht in ausweglose Situationen zwingen
(z.B. Du bist ein Lügner, Du räumst nie auf…),
sondern Brücken bauen: (heute hast du noch nicht zusammengeräumt…)
·
ermutigen.
Der hl. Paulus sagt schon: „Ihr Väter, schüchtert eure Kinder nicht ein, damit
sie nicht mutlos werden“ (Kol 3,21).
·
loben!
Versuchen wir, das Positive im Kind zu entdecken!
Der Sohn eines Sportlers ist vielleicht unsportlich, dafür aber musisch begabt…
·
im Gebet begleiten.
Beten wir um das rechte Wort zur richtigen Zeit. Beten wir um Gottes Führung.
Die
religiöse Erziehung kann nicht isoliert vom übrigen Leben stehen.
Die
religiöse Erziehung ist wie eine Blüte, die am Baum bleiben muss, damit sie zu
einer Frucht heranreifen kann. Dieser Baum ist die Familie, in der das Kind
geliebt wird und die Eltern aus dem Glauben leben.
Die
Liebe Gottes werden die Kinder (schon die ganz kleinen) nur spüren, wenn die
Eltern diesen lebendigen Glauben leben.
Gläubige
Eltern wirken wie die Sonne, deren Strahlen sich nichts entziehen kann.
Schon lange bevor man mit dem Kind betet, soll man für es
gebetet haben (schon im Mutterleib).
Man
kann nie zu früh beginnen, mit den Kindern zu beten. Bruder Ephraim (von der
Gemeinschaft der Seligpreisungen) sagt, bevor die Kinder Jesus mit ihrem
Verstand begreifen, soll er schon in ihrem Herzen sein.
Was
gesät ist, kann nicht verloren gehen. Manchmal ist es wie bei einem Wasserlauf
im Kalkgebirge. Das Wasser verschwindet, aber nur scheinbar! Im Tal kommt es
wieder zum Vorschein. So versiegt bei manchen Kindern der Glaube – aber nach
allerlei Irrwegen erwacht er wieder.
Beten
Sie regelmäßig und einfach:
am
Morgen, bei Tisch; bringen Sie vor allem am Abend alles vor Gott.
Beten
Sie altersgemäß und natürlich.
Die
Kinder sollen verstehen, was sie beten, und sie sollen erfahren, dass Gott sie
liebt.
Verbinden
Sie das Gebet mit dem Leben des Kindes.
„Danke
Jesus, dass es heute so schön war!“; „Bitte mach, dass Peter wieder bald gesund
wird!“…
Es
ist besonders wichtig, dass wir unsere Kinder nie zum Gebet zwingen.
Das
geistliche Leben der Kinder ist wie bei einem Erwachsenen einem Auf und Ab
unterworfen.
Wenn
das Kind beim Gebet Liebe und Wärme empfindet, wird es gerne mittun.
Wir
sind nicht nur die Eltern unserer Kinder, wir sind auch „Brüder und Schwestern“
im Herrn. Wir sind ja gemeinsam zur Heiligkeit berufen. Der Papst schreibt:
„…Im Schoß der Familie… verkünden alle Familienmitglieder das Evangelium und
empfangen es zugleich voneinander“ (FC 52).
Eltern
können viel von Ihren Kindern lernen! Jesus stellt uns ein Kind vor Augen und
sagt, dass wir werden sollen wie die Kinder (vgl. Mt 19,14). Lernen wir vor
allem dies: Die Beziehung zwischen liebenden Eltern und ihrem kleinen Kind ist
ein Gleichnis für die Beziehung zwischen Gott und mir.
Schenken
wir als Eltern den Kindern die Erfahrung der Vergebung. Auch Eltern machen den
Kindern gegenüber Fehler und es ist gut, sich dafür zu entschuldigen.
Der
oberste Grundsatz lautet:
Wir müssen unsere Kinder zur Wahrhaftigkeit erziehen.
Wenn
wir selbst leben, was wir sagen, dann wird unser Wort Gewicht haben.
Wenn wir Geliehenes zurückgeben, Versprechungen einhalten, pünktlich sind,
ehrlich sind… dann wird es den Kindern leichter fallen, all diese Eigenschaften
anzunehmen.
Unsere
Kinder sind uns anvertraut, damit wir sie befähigen, sich selbst für das Gute
zu entscheiden.
Wenn
wir wissen, dass wir unsere Kinder nicht „besitzen“, dann werden wir sie
Schritt für Schritt zur Eigenständigkeit führen, unsere Obhut zurücknehmen und
sie ganz Gott übergeben.