Von
DDDr. Peter Egger, Brixen
2.
Die
Zielsetzungen der Liebe
4.
Die
Keuschheit als Schutz der Liebe
7.
Die
vorehelichen Beziehungen
8.
Der Ehebruch
11.
Die künstliche
Befruchtung
14.
Die Pädophilie
Das sechste Gebot schützt
die Liebe und Ehe und wendet sich gegen Einstellungen und Verhaltensweisen,
die die Liebe und Ehe gefährden. Es verteidigt bestimmte Werte, die für das
Gelingen der Liebe notwendig sind.
Um die Bedeutung
des sechsten Gebotes etwas tiefer zu begreifen, wollen wir zunächst versuchen,
einige Grundzüge der christlichen Liebe aufzuzeigen.
Bereits im ersten
Buch des Alten Testaments finden sich wesentliche Grundaussagen über Mann und
Frau. Im Buch Genesis heißt es, dass Mann und Frau von Gott erschaffen
wurden. An einer Stelle ist von der gleichzeitigen Erschaffung von Mann und
Frau die Rede (vgl. Gen 1,27). Diese Stelle ist ein Hinweis darauf, dass Mann
und Frau einander ebenbürtig und gleichwertig sind. An einer zweiten Stelle
ist davon die Rede, dass die Frau aus der Rippe des Mannes gebildet wurde (vgl.
Gen 2,21-23). Diese tiefsinnige Aussage weist darauf hin, dass Mann und Frau
aus demselben "Fleisch" (derselben Natur) sind und einander so
nahe sein sollen wie eine Rippe dem Herzen nahe ist. Mann und Frau erhielten
von Gott den Auftrag, fruchtbar zu sein und sich zu vermehren (vgl. Gen
1,28). Die Bibel berichtet, dass die Schöpfung des Menschen und von Mann und
Frau in den Augen Gottes "sehr gut" war (vgl. Gen 1,31).
Das Buch Genesis
weist dann aber auch darauf hin, dass die "sehr gute" Schöpfung von
Mann und Frau durch den Sündenfall in Mitleidenschaft gezogen wurde. Durch
die Trennung des Menschen von Gott wurde auch die Liebe von Mann und Frau
geschwächt. Gott sagte zu Eva, dass sie Verlangen nach ihrem Mann
haben werde, dass er aber über sie herrschen werde (vgl. Gen 3,16) Gott
kündigte Eva auch an, dass sie ihre Kinder unter Schmerzen gebären
werde (vgl. Gen 3,16). In diesen Aussagen der Bibel wird zum Ausdruck gebracht,
dass die Liebe zwischen Mann und Frau durch die Sünde gefährdet und die
Beziehung zwischen den Geschlechtern oftmals gestört wird. Es wird aber
auch angekündigt, dass die Kinder für die Mutter auch mit Schmerzen
verbunden sind. Durch die Sünde ist die Ehe oft nicht mehr "ein Stück
Paradies auf Erden", sondern eine Stätte vieler Konflikte. So ist die
Liebe in besonderer Weise auf die Erlösung und auf die Heilung durch
Gott angewiesen.
DIE LIEBE ZWISCHEN
MANN UND FRAU
a) Mann und Frau
sind von Gott erschaffen
b) Die gefallene Natur des Menschen
Die christliche
Moral hat eine hohe Vorstellung von der Liebe und Ehe. Sie strebt eine
Liebe an, die den Menschen wirklich glücklich macht. Sie weiß aber auch, dass
eine solche Liebe nur durch echtes Bemühen und durch Opfer möglich ist. Wir
wollen nun versuchen, einige Grundzüge und Zielsetzungen der christlichen Liebe
aufzuzeigen.
Jede echte Liebe
ist auf das Du ausgerichtet. Sie sieht das Du des Partners, sie freut sich mit
dem anderen und nimmt an seinem Leben Anteil. Sie denkt stets an den Partner,
sie sehnt sich nach ihm und sorgt sich um ihn. Sie kennt seine geheimen Wünsche
und verzeiht seine Fehler und Schwächen. Sie tritt selbst zurück, damit sich
das Du des anderen entfalten kann. Die echte Liebe strebt danach, den anderen
glücklich zu machen. Der andere ist also nicht nur ein Mittel, um selbst
glücklich zu sein ("Ich liebe mich, und dazu brauche ich dich!"). Der
andere ist nicht ein Mittel für die eigene Selbstverwirklichung.
Jede wahre Liebe
ist eine personale Liebe. Der Liebende wendet sich einer bestimmten
Person zu. Es geht also bei der Liebe nicht nur um das andere Geschlecht
und um ein männliches oder weibliches Wesen. Die Liebe meint nicht nur einen
Mann oder eine Frau, sondern einen bestimmten Mann oder eine bestimmte Frau.
Solange die Liebe nur an der Gattung "Mann" und an der Gattung
"Frau" interessiert ist, geht es ihr um d i e Männer und d i e
Frauen, aber noch nicht um die Liebe zu einer Person. Die personale Liebe meint
auch einen ganzen Menschen mit seinem Geist und seinem Körper. Sie liebt
nicht nur das Äußerliche, sondern vor allem das Innere dieses Menschen.
Solange eine Liebe auf das rein Äußerliche konzentriert ist, vergisst
sie das Geistige dieses Menschen und ist somit nicht zu einer personalen
Liebe fähig.
Zum Wesen einer
echten Liebe gehört auch die Unteilbarkeit. Der Liebende schenkt seine ganze
Zuneigung ausschließlich einem Menschen. Diese Ausschließlichkeit führt
zu einer Bündelung aller Kräfte auf eine einzige Person und fördert
damit diese Person in einzig-artiger Weise. Die Ausschließlichkeit erhöht auch
die Würde des geliebten Menschen, da er für den anderen einen so großen
Wert darstellt, dass er um seinetwillen alle anderen Partner ausschließt. Die
Ausschließlichkeit, die in der Treue zu einem Partner zum Ausdruck
kommt, schützt die Liebe auch vor Eifersucht und Misstrauen und bewahrt sie vor
vielem Herzeleid.
Echte Liebe meint
auch Dauerhaftigkeit. Wenn zwei Menschen sich wirklich lieben, dann
meinen sie eine Liebe ohne Ende. Diese Liebe ist nicht nur auf Zeit und
auf Probe, sondern eine Liebe für immer. Diese Liebe hört nicht auf, wenn es zu
Schwierigkeiten kommt, sondern bewährt sich gerade in schwierigen Momenten.
Diese Liebe lässt den anderen nicht im Stich, wenn er seine äußere
Attraktivität verliert, sondern liebt ihn ein ganzes Leben lang. Diese
Liebe lässt den anderen nicht fallen, wenn er einen größeren Fehler begeht,
sondern hilft ihm, wieder neu zu beginnen. Eine solche Liebe gibt dem anderen
die Sicherheit, dass er "in guten und bösen Tagen" mit
der Zuneigung und Hilfe des Partners rechnen kann.
Die echte Liebe ist
auch zur Ergänzung berufen. Mann und Frau sind von ihrer Würde her
gleichwertig, aber von ihrem Wesen her verschiedenartig. Sie
unterscheiden sich in körperlicher, geistiger und seelischer Hinsicht.
Mann und Frau verfügen über eine verschiedene Sichtweise, über verschiedene
Empfindungen, Begabungen und Fähigkeiten. Sie haben verschiedene
Schwerpunkte und Berufungen. Der Sinn dieser Unterschiedlichkeit von Mann
und Frau ist in der gegenseitigen Ergänzung zu sehen. Durch das Zusammenwirken
dieser verschiedenen Ausrichtungen kommt es zu einer gegenseitigen
Bereicherung und Vollendung der beiden Partner. Durch die Ergänzung von
zwei verschiedenartigen Wesen kommt es auch zu einer viel tieferen Einswerdung
als bei der Begegnung von gleichartigen Wesen.
Echte Liebe strebt
auch nach Fruchtbarkeit. Mann und Frau sind dazu berufen, Kindern das
Leben zu schenken. Sie sollen diese Kinder mit ihrer Liebe begleiten, sie
sollen ihnen eine gute Erziehung vermitteln und sie auf das Leben
vorbereiten. Sie sollen sie in richtiger Weise fördern und fordern, damit sie
sich als eigenständige Persönlichkeiten entfalten und später auch in
rechter Weise den Mitmenschen und der Gesellschaft dienen können. Die
Fruchtbarkeit von Mann und Frau geht aber auch über den Familienkreis hinaus.
Ihre Liebe soll auch Verwandte und Freunde sowie Menschen in Not
mittragen. Ihr Haus soll ein Haus der Gastfreundschaft sein, in dem
jeder Liebe, Verständnis und Geborgenheit erfahren kann.
Die wahre Liebe
bemüht sich schließlich um die Vollendung des Partners. Sie strebt
danach, die guten Seiten des Partners zu fördern, sie versucht aber
auch, seine Fehler zu beheben und auszugleichen. Die Liebe muss manchmal
sogar versuchen, den Partner vor sich und seinen selbstzerstörerischen
Kräften zu schützen. Viele Menschen sind durch die aufopfernde Liebe ihres
Partners gerettet worden. Viele Personen sind durch die veredelnde Kraft der
Liebe zu guten Menschen geworden. Die Liebe des Partners hat sie dazu befähigt,
ihre besten menschlichen Eigenschaften voll zu entfalten.
DIE ZIELSETZUNGEN
DER LIEBE
a) Eine Liebe, die
auf das Du ausgerichtet ist
b) Eine personale Liebe
c) Eine ungeteilte Liebe
d) Eine dauerhafte Liebe
e) Eine ergänzende Liebe
f) Eine fruchtbare Liebe
g) Eine vollendende Liebe
Die christliche Ehe
ist in der katholischen Kirche sogar ein Sakrament, d. h. ein göttliches
Heilsmittel. Die Ehepartner sind füreinander ein Sakrament und sollen sich
helfen, ganze Christen zu werden. Durch den sakramentalen Ehebund übernehmen
beide Partner von Gott den Auftrag, den anderen zum ewigen Heil zu
begleiten. Die sakramentale Liebe beschränkt sich also nicht auf das
Irdische, sondern strebt nach dem Ewigen. Eine solche Ehe orientiert
sich nicht an einer irdischen Liebe, sondern an der Liebe Gottes.
In einer solchen Liebe ist Gott selbst das Fundament und der Dritte im Bunde.
Durch die ständige Anwesenheit Gottes kommt es in dieser Ehe zur Heilung und
Heiligung der Liebe. Eine solche Ehe verlangt aber, dass beide Ehepartner
Gott durch ihr Gebet immer wieder in ihre Mitte rufen und ihn um die
Gnade seiner Liebe bitten.
Die bisherigen
Betrachtungen haben uns begreifen lassen, dass das Christentum eine sehr hohe
Vorstellung von der Liebe vertritt. Es strebt nach einer Liebe, die auf das
Du ausgerichtet ist und setzt sich für eine personale, ungeteilte und
dauerhafte Liebe ein; es verkündet, dass die Liebe zur Ergänzung,
Fruchtbarkeit und Vollendung der Partner berufen ist. Die Ehe ist aus
katholischer Sicht sogar ein Sakrament und damit ein göttliches Heilsmittel,
welches mit der Hilfe Gottes zur Heiligung und Vollendung der Liebenden führen
soll.
Im Grunde seines Herzens wird sich jeder Mensch nach einer solchen Liebe
sehnen. Wer von uns möchte nicht ganz persönlich, ungeteilt und dauerhaft
geliebt werden? Und wer von uns ist nicht für eine Liebe, in der er durch einen
Partner zur Ergänzung, Fruchtbarkeit und Vollendung gelangt? Und schließlich
wird auch jeder dafür dankbar sein, wenn seine Liebe durch den Beistand Gottes
geschützt und gestärkt wird.
Wenn wir uns
darüber im klaren sind, dass die christliche Vorstellung der Liebe im Grunde
genommen die tiefsten Sehnsüchte des Menschen erfüllt, dann werden wir auch
begreifen, dass das Christentum versuchen muss, diese Werte der Liebe zu
schützen. Und genau darum geht es bei der Keuschheit: Die Keuschheit ist
nämlich jene Haltung, die bereit ist, die Werte der Liebe zu schützen. Die
Keuschheit bemüht sich, all das zu vermeiden, was die Liebe gefährdet und in
Frage stellt. Der keusche Mensch ist also ein Mensch, der um die Werte der
Liebe weiß und sich darum bemüht, diese Werte zu schützen.
Wenn wir heute die Liebe wieder neu zur Entfaltung bringen wollen, dann müssen
wir zunächst die Bedeutung der Keuschheit begreifen. Ohne Keuschheit ist keine
wahre Liebe möglich.
DIE KEUSCHHEIT ALS
SCHUTZ DER LIEBE
1) Die Sehnsucht
nach einer echten Liebe
2) Die Bedeutung der Keuschheit
Die echte Liebe ist
heute in vielfachen Weise gefährdet und bedroht. Der liberale Zeitgeist und die Konsumideologie
haben die Liebe bzw. die Sexualität weitgehend zu einem persönlichen
Vergnügen erklärt, das man ohne Verantwortung und Bindung genießen
kann. Eine solche Einstellung stellt aber weitgehend jene Werte in Frage, auf
die es bei der Liebe eigentlich ankommt. Aus diesem Grund muss also jeder, der
heute an einer echten Liebe interessiert ist, sich gegen den liberalen
Zeitgeist und gegen die Konsumideologie stellen und die Liebe vor den
heimtückischen Gefährdungen schützen, die sich aus diesem Ungeist ergeben.
Ein erstes
Fehlverhalten gegen die Liebe ist die Selbstbefriedigung: Da die Liebe
auf das Du ausgerichtet sein soll, steht die Selbstbefriedigung im klaren
Gegensatz zur Liebe. Bei der Selbstbefriedigung geht es nämlich nicht um das
Du, sondern um das eigene Ich! Wenn der Mensch sich nicht um die
Beherrschung seiner Geschlechtskraft bemüht, dann kann es leicht zu einer
sexuellen Fixierung auf die eigene Person kommen. Er wird dann zum Sklaven
dieses Triebes und wird dann auch gegenüber dem anderen Geschlecht zum
"Getriebe- nen". Er ist dann nicht mehr auf das Du des anderen
ausgerichtet, sondern sieht im anderen ein Objekt, um sich selbst zu
befriedigen.
Es ist bestimmt nicht
leicht, die eigene Geschlechtskraft zu beherrschen. Vor allem der junge
Mensch wird sich oft schwer tun, diese Kraft zu zügeln. Aber er muss sich
zumindest darum bemühen, die eigene Sexualität immer besser zu beherrschen. Er
darf sich nicht gehen lassen und muss bestimmte Versuchungen, wie
geile Filme und Bücher sowie Pornohefte, bewusst meiden. Der junge
Mensch soll nicht glauben, dass die Selbstbefriedigung "ganz
natürlich" sei. Er sollte vielmehr daran denken, dass die
Selbstbefriedigung ihn auf sein eigenes Ich fixiert und damit die spätere
Hinwendung zu einem Partner erschwert. Wer sich in jungen Jahren um die Beherrschung
der Sexualität bemüht, wird sich später bei der Wahl des Partners nicht
vorwiegend von der Erotik leiten lassen. Er wird auch leichter imstande sein,
ein treuer Partner zu sein. Das Bemühen um die Beherrschung der
Sexualität in jungen Jahren entscheidet weitgehend über das Gelingen der Liebe
in späteren Jahren.
DIE
SELBSTBEFRIEDIGUNG
a) Keine
Ausrichtung auf das Du
b) Die Beherrschung der Geschlechtskraft
Eine zweite
Fehlhaltung gegen das wahre Wesen der Liebe sind auch die vorehelichen
Beziehungen. Viele jungen Paare leben heute "auf Probe"
zusammen und verstoßen damit gegen verschiedene Grundwerte der Liebe:
Sie leben wie Mann und Frau zusammen und genießen die Liebe in vollen Zügen,
aber es handelt sich um eine Liebe ohne Bindung, ohne Dauerhaftigkeit und
ohne Bereitschaft zur Fruchtbarkeit. Auch hier werden also wesentliche
Elemente der Liebe ausgeklammert: Die Partner lieben sich auf Zeit,
obwohl die echte Liebe auf Dauerhaftigkeit angelegt ist; sie sehen in der
Sexualität nur die partnerschaftliche Beziehung, obwohl die Sexualität
auch den Auftrag zu neuem Leben beinhaltet. Die Partner probieren sich
gegenseitig aus und erniedrigen dadurch den Partner zu einem Versuchs-Objekt.
Das freie
Zusammenleben junger Paare ist heute schon so selbstverständlich, dass die
wenigen Ausnahmen als "abnormal" und "verklemmt"
abgestempelt werden. Auch in christlichen Kreisen ist diese Praxis fast schon
selbstverständlich. Man beruft sich auf das tiefe Gefühl der Liebe, das
man füreinander empfindet, oder auf die "persönliche
Gewissensentscheidung". Wir müssen hier aber ganz klar sagen, dass Liebe
nicht nur von einem Gefühl und einer subjektiven Gewissensentscheidung abhängt.
Die wahre Liebe hängt auch von ganz bestimmten objektiven Bedingungen und
Verpflichtungen ab, die erfüllt werden müssen. Und dazu gehören eben eine
feste Bindung, die Dauerhaftigkeit und die Möglichkeit, Kindern
das Leben zu schenken. Diese objektiven Bedingungen und Verpflichtungen der
Liebe waren zu allen Zeiten gültig und gelten auch in unserer heutigen Zeit.
Es zeigt sich heute
auch immer deutlicher, dass sich die "Ehe auf Probe" nicht bewährt
hat. Jahrzehntelang wurde behauptet, dass die "Probe-Ehe" eine
besseres Kennenlernen der Partner ermögliche. Inzwischen hat sich
herausgestellt, dass sich viele Paare trotz einer jahrelangen
"Probe-Ehe" scheiden lassen. Das Ganze hat offensichtlich doch nicht
funktioniert.
Wer die Dinge etwas kritischer betrachtet, kann feststellen, dass das freie
Zusammenleben zu verschiedenen problematischen Entwicklungen führt: Viele "Probe-Paare"
treffen keine bewusste Entscheidung, sondern schlittern nach den ersten
sexuellen Begegnungen in ein Zusammenleben hinein; diese Paare sind oft gar
nicht frei, sondern von ihrer Sexualität getrieben. Die intimen
Beziehungen führen oft zu starken unbewussten Bindungen, die die Trennung
von einem unpassenden Partner sehr erschweren. Die intimen Beziehungen erschweren
auch die freie und objektive Einschätzung eines Partners: Durch die
erotische Anziehung fehlt oft jener innere Abstand, der zur ausgewogenen
Beurteilung eines Partners einfach notwendig ist. Zu großen Problemen kommt es
auch bei ungewollten Schwangerschaften: Manche Paare schließen dann eine
überstürzte "Muss"-Ehe; in vielen Fällen werden die Kinder
zu den Großeltern abgeschoben; oft wird die Ausbildung der Frau in
Frage gestellt. In vielen Fällen kommt es leider auch zur Abtreibung.
Viele "Probe-Paare" denken auch zuwenig an bestimmte berufliche und
materielle Voraussetzungen für eine dauerhafte Liebe: Viele Frauen
schließen ihre berufliche Ausbildung nicht ab; oft fehlt es an einer
passenden Wohnung; häufig gibt es keine Ersparnisse.
Problematisch ist auch die Tatsache, dass es bei vielen Paaren jahrelang
zu keiner Entscheidung kommt; und wenn es dann doch auseinandergeht,
sind vor allem für die Frauen die besten Jahre der Partnersuche vorbei... Aufs
Ganze gesehen hat sich die "Probe-Ehe" nicht bewährt. Sie
wurde vielmehr zur Ursache von viel Herzeleid und vielen gescheiterten Ehen.
Die Erfahrungen der
vergangenen Jahrzehnte haben gezeigt, dass das Gelingen der Liebe nicht
durch ein langes "Ausprobieren" gefördert wird. Entscheidend ist
nicht das Zusammenleben der Partner, sondern die Formung des Charakters und
die Bildung des Herzens. Bei den meisten Scheidungen sind der Mangel
an Charakter und die fehlende Herzensbildung die eigentlichen
Ursachen. Es fehlt an Treue, Geduld und Hilfsbereitschaft, es mangelt an
Rücksicht, Einfühlungsvermögen und Opferbereitschaft. Bei vielen sind der Egoismus,
die Sinnlichkeit und die Berechnung vorherrschend. Viele schauen nur auf das
eigene Vergnügen, die eigenen Interessen und den eigenen Vorteil. Hier gilt
es den Hebel anzusetzen, hier muss die Erneuerung beginnen! Was wir heute
brauchen, ist eine solide Formung des Charakters und eine grundlegende
Bekehrung des Herzens. Dann erst wird es wieder zu glücklichen Ehen kommen!
DIE VOREHELICHEN
BEZIEHUNGEN
a) Keine Bindung,
Dauerhaftigkeit und Fruchtbarkeit
b) Eine Liebe des Gefühls und des subjektiven Gewissens genügt nicht
c) Die "Ehe auf Probe" hat sich nicht bewährt
d) Charakterschulung und Herzensbildung
Eine weitere Sünde
gegen die Liebe ist der Ehebruch. Der Ehebruch wendet sich gegen die
Unteilbarkeit und Ausschließlichkeit der Liebe und verstößt dadurch in
schwerwiegender Weise gegen die Treue. Durch den Ehebruch entsteht ein Zwiespalt
im Inneren des Menschen: Er steht dann zwischen zwei Personen und fühlt
sich hin- und hergerissen. Er wird oft von einem schlechten Gewissen gequält
und spürt, dass er schuldig ist. Meistens beginnt dann ein großes Versteckspiel
gegenüber dem eigenen Ehepartner. Der Ehebrecher führt oft ein Doppelleben
und muss ständig Angst haben, dass er entdeckt wird. Und wenn der Ehepartner
tatsächlich das heimliche Verhältnis entdeckt, dann gibt es oft hässliche
Szenen und Streitereien. Das Schrecklichste aber ist der Verlust des Vertrauens
gegenüber dem Ehebrecher. Nicht selten ist der Ehebruch der erste Schritt in
Richtung Scheidung.
Es gibt heute auch
immer mehr Paare, die eine "offene Ehe" führen. Das bedeutet,
dass man sich gegenseitig die Möglichkeit einräumt, auch einmal mit
anderen Partnern ein Verhältnis zu haben. Es ist dann z. B. möglich, im Urlaub
mit anderen Frauen und Männern zusammenzukommen. Auch im Fasching und
bei einem Betriebsausflug soll ein "Seitensprung" drin
sein. Es wird dann behauptet, dass ein "Seitensprung" für Abwechslung
sorge und die Ehe jung erhalte. Es gibt heute auch nicht wenige Paare, die
Partnertausch betreiben und sogar durch Zeitungsanzeigen nach anderen Paaren
suchen. Alle diese Praktiken sind in höchstem Maß verwerflich! Sie
erniedrigen die Liebe zu einem Spiel, das ständige Abwechslung
erfordert. Diese offenen Ehen sind meistens auch eine psychische
Überforderung: Ein normaler Mensch leidet darunter, wenn er weiß, dass der
Partner mit anderen Männern oder Frauen intime Beziehungen eingeht. Diese
Möglichkeit, sich beliebig mit anderen Partnern einlassen zu können, führt
häufig doch zu tieferen Bindungen und endet nicht selten mit der Scheidung.
Problematisch wird es auch, wenn bei solchen Beziehungen Kinder gezeugt
werden; manchmal kommt es auch vor, dass die Frau nicht weiß, ob das Kind von
ihrem Mann ist oder von einer Safari-Bekanntschaft.
Zur Vermeidung
eines Ehebruchs ist es notwendig, sich entsprechend korrekt zu verhalten.
Verheiratete Personen müssen bemüht sein, gegenüber anderen Männern und Frauen
eine gewisse Distanz zu wahren. Besonders wenn sie mit einem anderen
Mann oder einer anderen Frau enger zusammenarbeiten, braucht es einen gewissen
inneren und äußeren Abstand. Das gilt für den Chef und die Sekretärin, für
den Arzt und die Krankenschwester, für den Arbeitskollegen und die
Arbeitskollegin, für den Bergkameraden und die Bergkameradin. Auch bei
Betriebsausflügen und Partys soll es trotz der fröhlichen Stimmung nicht zu
Grenzüberschreitungen kommen. Die Zehn Gebote gelten auch im Urlaub und im
Fasching! Es müssen aber auch unverheiratete Personen gegenüber
verheirateten Männern und Frauen korrekt sein. Es darf nicht sein, dass
sich junge Frauen bewusst verheiratete Männern angeln und dass ledige Männer
verheirateten Frauen nachstellen. Problematisch ist es auch, wenn sich
verheiratete Männer und Frauen während einer Ehekrise von anderen Männern und
Frauen "trösten" lassen. Meistens führen solche
"Tröstungen" nicht zur Bewältigung einer Ehekrise, sondern zu zusätzlichen
Problemen.
Es kann nun aber trotz
korrekten Verhaltens dazu kommen, dass eine verheiratete Person für einen
anderen Mann und eine andere Frau eine tiefe Zuneigung und Liebe
empfindet. Es ist durchaus möglich, dass sich jemand trotz seines ehrlichen
Bemühens um die eheliche Treue in eine andere Person verliebt.
Vielleicht erschrickt er sogar darüber, dass in seinem Herzen plötzlich starke
Gefühle für eine andere Person aufbrechen. In einem solchen Fall ist es
wichtig, dass man sich richtig zu verhalten weiß. Es gilt zunächst, sich diese
Gefühle ehrlich einzugestehen; es hat keinen Sinn, sich selbst etwas
vorzumachen oder die Dinge zu verdrängen. Dann sollte man in seinem Herzen ganz
bewusst das Ehe-Versprechen wiederholen, das man dem eigenen Partner vor
Gott gegeben hat. Auf diese Weise wird in der Tiefe des Herzens der Geist der
Liebe gestärkt! Weiters sollte man unbedingt den Kontakt mit dieser
"faszinierenden" Person meiden, bis man das eigene seelische
Gleichgewicht wieder gefunden hat. Wenn der Kontakt sich nicht vermeiden lässt
und die Beziehung leidenschaftliche Züge annimmt, dann ist es notwendig, klare
Entscheidungen zu treffen, um die eigene Ehe zu retten. Manchmal braucht es
dazu sogar einen Wechsel des Arbeitsplatzes oder einen Ortswechsel. Für die
Erhaltung der Ehe muss man auch zu radikalen Schritten bereit sein! Wichtig
ist in solchen Momenten auch das Gebet, das einem die Kraft gibt, mit gewissen
inneren Versuchungen fertig zu werden. Aber auch ein guter Seelenführer
ist oft eine sehr wertvolle Hilfe.
DER EHEBRUCH
a) Gegen die
Ausschließlichkeit der Liebe
b) Die "offene Ehe"
c) Korrektheit und Zurückhaltung
d) Radikale Schritte
Eine weitere
schwerwiegende Verfehlung gegen die Liebe ist die Scheidung. Die
Scheidung wendet sich gegen die Dauerhaftigkeit der Liebe, die für die
Partner einen lebenslangen Schutz und eine ständige Geborgenheit bedeutet. Sie
stellt jene dauerhafte Liebe in Frage, die die Partner in "guten
und bösen Tagen" tragen und stützen soll. Eine Scheidung ist meistens
eine sehr massive existentielle Erschütterung: Sie führt zu Einsamkeit
und Verlassenheit, zu mangelnder Motivation und oft auch zu Depressionen.
Ohne den Partner fehlt der wichtigste Mensch im Leben, ohne den Partner fehlen
das Du, die Aussprache und die Geborgenheit.
Die Scheidung wirkt
sich bei beiden Geschlechtern unheilvoll aus. Den Frauen fehlt oft der Rückhalt
im Leben und in der Gesellschaft. Sie können ihre Rechte in der Gesellschaft
oft kaum durchsetzen. Sie sind dann meistens auch bei der Erziehung der
Kinder alleingelassen. Aber auch allein stehende Männer erwartet
meistens ein trauriges Los. Sie werden oft mit dem Leben nicht mehr fertig,
sie können sich selbst nicht versorgen und ergeben sich manchmal
verschiedensten Lastern. Der menschliche Abstieg ist oft
unvermeidlich! Dieser beklagenswerte Zustand wird mit zunehmenden Alter
immer ärger. Am Ende bleibt meistens nur eine grenzenlose Enttäuschung und
Resignation.
Die Scheidung
trifft aber auch die Kinder. Für Kinder und Jugendliche ist es
schrecklich, wenn das Fundament ihrer Existenz, nämlich das Elternhaus,
auseinander bricht. Sie müssen dann erleben, wie gerade bei ihren wichtigsten
Bezugspersonen die Liebe und Einheit verloren gehen. Diese Kinder sind
dann innerlich zerrissen: sie lieben den Vater und die Mutter, und
wissen nun nicht mehr, wo sie hingehören. Diese Kinder haben kein
eigentliches Zuhause und Daheim mehr. Ihnen fehlt entweder die Figur des
Vaters oder der Mutter. Oft verlieren diese Kinder auch den Glauben an die
Ehe und an die Familie und sind später oft nicht imstande, eine stabile Ehe
und Familie aufzubauen.
Die Scheidung wirkt
sich aber auch auf die Gesellschaft sehr negativ aus. Durch die Scheidung kommt
es zur Auflösung der stärksten zwischenmenschlichen Bindung in der
Gesellschaft. Eine solche Auflösung bedeutet aber immer auch eine Schwächung
für die Gesellschaft: Die Zerstörung einer Ehe bedeutet das Ende einer
Familie, das Ende einer Familie bedeutet den Tod einer Zelle des
gesellschaftlichen Organismus. Wenn nun in manchen Ländern ein Drittel
aller Ehen geschieden wird und in manchen Großstädten schon die Hälfte
aller Ehen auseinander gegangen sind, so kann sich jeder vorstellen, wie es
um die Stabilität einer solchen Gesellschaft bestellt ist.
Wir müssen uns
schließlich noch die Frage stellen, was zur Vermeidung von Scheidungen getan
werden kann. Es lässt sich feststellen, dass die eigentlichen Ursachen
für die Scheidungen in falschen Vorstellungen von der Ehe und in einem Mangel
an Charakter zu suchen sind. Allzu viele junge Leute sehen bei der
Partnerwahl auf das Äußere: Sie betrachten die Figur, das Aussehen,
das Prestige, das Vermögen, die Vergnügungen, die Erotik.
Sie sehen in der Ehe oft eine Institution, in der es zur Erfüllung der menschlichen
und materiellen Wünsche kommen soll. Bei einer solchen Vorstellung wird
nicht berücksichtigt, dass das Gelingen der Ehe in erster Linie vom Einsatz
für den anderen, von der Dienst- und Opferbereitschaft und von den geistigen
und sozialen Gemeinsamkeiten abhängt. In der Ehe geht es nicht um die
Selbstverwirklichung und um die eigenen Interessen, sondern um die Du-Verwirklichung
und um die gemeinsamen Interessen. Meistens braucht es massive
Krisen und Erschütterungen, bis diesen Eheleuten bewusst wird, dass ihre
Beziehung auf völlig falschen Voraussetzungen aufgebaut ist. Es bedarf oft
schmerzhafter Erfahrungen, bis die Leute begreifen, dass ihnen die
entsprechende Vorbereitung auf eine Ehe gefehlt hat. Und nun muss eine mühsame
"Nachbereitung" einsetzen, bei der alles das nachgeholt wird,
was vor der Ehe an Vorbereitung versäumt wurde. Es braucht meistens eine
regelrechte Bekehrung, bei der alle oberflächlichen und äußerlichen
Werte gegen innere und charakterliche Werte vertauscht werden müssen.
Zur Bekämpfung der
Scheidung braucht es aber auch die Mithilfe der Freunde von gefährdeten
Ehepaaren. Es zeigt sich immer wieder, dass Ehen durch gute Freunde gerettet
werden können: Wenn Freunde mit den gefährdeten Ehepartnern ein offenes und
ehrliches Gespräch führen und sie zur Versöhnung und zu einem Neubeginn
ermutigen, dann lassen sich viele Ehen retten. Aber auch die Gesellschaft
kann viel für die Erhaltung von gefährdeten Ehen tun: Wenn sie eine
entsprechende Beratung und Unterstützung anbietet, können viele Ehen vor
dem Scheitern bewahrt werden. Schließlich hat auch die Kirche durch eine
intensive seelsorgliche Betreuung die Möglichkeit, die Eheleute zu einer
echten Bekehrung und zu einem Neubeginn anzuleiten.
Wie schaut es aber
aus, wenn es tatsächlich zu einer totalen Zerrüttung der Ehe kommt? Was
ist zu tun, wenn eine Frau ständig von ihrem Mann geprügelt wird? Wenn ein Mann
ständig betrunken ist und sich womöglich an seinen Töchtern vergreift? Wenn
eine Frau ständig mit Liebhabern unterwegs ist und sich überhaupt nicht um die
Familie kümmert? Was soll geschehen, wenn die ewigen Streitereien zwischen Mann
und Frau die Ehe zur Hölle machen? Die Katholische Kirche weiß, dass es
tatsächlich hoffnungslose Fälle gibt, in denen trotz intensiver Betreuung
nichts zu machen ist. Für diese Fälle stimmt daher die Katholische Kirche der
"Trennung von Tisch und Bett" zu. Konkret bedeutet das, dass
die Ehepartner nicht mehr zusammenleben. Die Katholische Kirche betont
aber, dass die beiden trotz der Trennung vor Gott verheiratet bleiben.
Das Eheband bleibt also trotz der Trennung erhalten.
Für getrennte
Eheleute besteht keine Möglichkeit, zu Lebzeiten des Ehepartners kirchlich
wieder zu heiraten. Eine Wiederverheiratung würde einmal gegen das göttliche
Gebot verstoßen, welches den Ehebruch verbietet (6. Gebot). Sie würde aber
auch gegen das Gebot Jesu verstoßen, welches klar und deutlich besagt:
„Was Gott verbunden hat, das darf der Mensch nicht trennen.“ (Mt 19, 6) Jesus
sagt unmissverständlich: Jemand, der „eine andere heiratet, der begeht
Ehebruch.“ (Mt 19, 9) Die Wiederverheiratung verstößt deshalb gegen ein
göttliches Gebot und gegen ein Gebot Jesu! Jesus hat selbst klar zum Ausdruck
gebracht, dass er die Scheidung nicht duldete. Als die Pharisäer ihn
darauf hinwiesen, dass Moses doch die Scheidung erlaubt habe, antwortete er:
"Nur weil ihr so hartherzig seid, hat Moses euch erlaubt, eure Frauen aus
der Ehe zu entlassen. Am Anfang war das nicht so. Ich sage euch: Wer seine Frau
entlässt, obwohl kein Fall von Unzucht vorliegt, und eine andere heiratet, der
begeht Ehebruch." (Mt 19,8-9) Die Worte Jesu sind so eindeutig, dass
nicht an seiner entschiedenen Ablehnung der Scheidung und Wiederverheiratung
gezweifelt werden kann. Die Katholische Kirche hat deswegen - im
Unterschied zu den Protestanten und Orthodoxen - stets an der
Unauflöslichkeit der Ehe festgehalten.
Den wiederverheirateten
Geschiedenen ist es nicht gestattet, die Kommunion zu empfangen.
Papst Johannes Paul II. stellt zu dieser Frage ganz unmissverständlich fest:
"Die Kirche betont trotz allem ihre Praxis, die auf der Heiligen Schrift
beruht, die wiederverheirateten Geschiedenen nicht zur eucharistischen
Kommunion zuzulassen." (Johannes Paul II., Familiaris consortio, 84) Der
Grund für diese Regelung ist der Zustand des Ehebruchs, in dem der
Wiederverheiratete lebt. Wenn jemand im Ehebruch lebt, dann sündigt er in
schwerwiegender Weise gegen ein göttliches Gebot und kann daher nicht die
Kommunion empfangen. Die Kommunion ist nämlich ein reales Zeichen der innigsten
Gemeinschaft mit Gott: Wenn nun ein Mensch durch eine schwerwiegende Sünde
von Gott getrennt lebt, dann kann er nicht gleichzeitig die Kommunion als
das Zeichen der innigsten Gemeinschaft mit Gott empfangen. Solange er in
diesem Zustand bleibt, ist es für ihn nicht möglich, zur Kommunion zu gehen.
Es heißt sogar in der Heiligen Schrift: „Wer also unwürdig von dem Brot isst
und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und am Blut des
Herrn.“ (1 Kor 11, 27) Trotzdem hat die Kirche noch keinem Menschen in
Schwierigkeiten den Beistand und die Zuwendung verweigert. Es wird auch kein
Wiederverheirateter aus der Kirche ausgeschlossen, sondern jeder Wiederverheiratete
bleibt Mitglied der Kirche. Die Kirche weiß sehr wohl um die innere Not
vieler Menschen, die wiederverheiratet sind. Sie sucht nach Möglichkeiten, auch
ihnen die Nähe Gottes zu vermitteln. Aber es muss auch jeder einsehen, dass die
Kirche nicht ein göttliches Gebot und ein Gebot Jesu, die beide den
Ehebruch und die Verheiratung mit einem anderen Partner verbieten, außer Kraft
setzen kann. Sie kann daher auch nicht die Zulassung zum Kommunionempfang
gewähren, solange der Zustand der Wiederverheiratung andauert. (Im Unterschied
zu einer abgeschlossenen sündhaften Handlung (z.B. einem Mord, der deshalb auch
vergeben werden kann), dauert die sündhafte Handlung bei einer
Wiederverheiratung an und kann daher nicht vergeben werden).
Die Kirche ist
bemüht, auch die wiederverheirateten Geschiedenen seelsorglich zu betreuen. So
heißt es im "Katechismus der Katholischen Kirche": "Den
Christen, die in dieser Situation leben und oft den Glauben bewahren und ihre
Kinder christlich erziehen möchten, sollen die Priester und die ganze Gemeinde
aufmerksame Zuwendung schenken, damit sie sich nicht von der Kirche
getrennt betrachten, an deren Leben sie sich als Getaufte beteiligen können
und sollen." (KKK, § 1650). Papst Johannes Paul II. weist auch ganz
konkret darauf hin, wie die wiederverheirateten Geschiedenen am Leben der Kirche
teilnehmen können: "Sie sollen ermahnt werden, das Wort Gottes zu hören,
am heiligen Messopfer teilzunehmen, regelmäßig zu beten, die Gemeinde in ihren
Werken der Nächstenliebe und Unternehmungen zur Förderung der Gerechtigkeit zu
unterstützen, die Kinder im christlichen Glauben zu erziehen und den geigst und
die werke der Buße zu pflegen, um so von Tag zu Tag die Gnade Gottes auf sich
herabzurufen." (Johannes Paul II., Familiaris consortio, 84). Die Kirche
kann aber die wiederverheirateten Geschiedenen nicht zum Empfang der
Kommunion zulassen, da es sich bei der Wiederverheiratung um einen Verstoß
gegen ein göttliches Gebot handelt, über das die Kirche nicht verfügen kann.
Aus diesem Grund sind auch verschiedene seelsorgliche Praktiken, die
heute immer wieder zur Anwendung gelangen, nicht erlaubt. Eine dieser
Praktiken besteht darin, dass der Seelsorger den Wiederverheirateten eine „Bußzeit“
verordnet, nach deren Ablauf er ihnen den normalen Empfang der Kommunion
erlaubt. Da aber die sündhafte Handlung der Wiederverheiratung andauert, kann
diese nicht durch eine „Bußzeit“ in Ordnung gebracht werden. Eine zweite Praxis
besteht darin, dass der Seelsorger den Wiederverheirateten empfiehlt, selbst
nach eigenem Gewissen zu entscheiden. Da sich aber das Gewissen nicht
gegen göttliche Gebote und Gebote Jesu richten kann, kann es sich nicht über
den Zustand der Sünde hinwegsetzen und sich für den Empfang der Kommunion
entscheiden.
Die Kirche kann also nicht die Unauflöslichkeit der Ehe in Frage stellen. Deshalb
kommt sie folgerichtig zu dem Schluss: "Die Aussöhnung durch das
Bußsakrament kann nur solchen gewährt werden, die es bereuen, das Zeichen
des Bundes und der Treue zu Christus verletzt zu haben, und sich verpflichten,
in vollständiger Enthaltsamkeit zu leben." (KKK, § 1650).
In manchen
schwierigen Fällen wäre auch zu prüfen, ob es sich bei einer geschiedenen Ehe
überhaupt um eine gültige Ehe handelt. Da eine katholische Ehe an bestimmte
Voraussetzungen gebunden ist, kann es vorkommen, dass bestimmte Bedingungen
nicht erfüllt wurden und dass es sich daher um eine ungültige Ehe
handelte. Wenn etwa ein Partner zur Ehe gezwungen wurde, so handelt es
sich um eine ungültige Ehe. So kann es z. B. vorkommen, dass eine junge Frau
von den Eltern zur Ehe gezwungen wurde, weil sie in Erwartung eines Kindes war.
Ein weiterer Grund ist auch die Infragestellung der Unauflöslichkeit der Ehe.
Wenn z. B. jemand vor der Ehe erklärt, dass er sich scheiden lasse, wenn die
Ehe nicht gut geht, so fehlt hier ein wesentliches Element für eine gültige
katholische Ehe. Ein Grund für die Ungültigkeit einer Ehe kann auch die Ablehnung
von Kindern sein. Wenn z. B. ein Partner vor der Eheschließung sagt, dass
er prinzipiell keine Kinder haben möchte, so ist die Ehe ungültig. Das Befinden
über die Ungültigkeit einer Ehe darf aber nicht dem subjektiven Gefühl
überlassen bleiben. Die Kirche verlangt zu Recht, dass der Tatbestand der Ungültigkeit
von einem kirchlichen Gericht überprüft und festgestellt werden muss. Da
eine Ehe immer auch eine öffentliche Angelegenheit der Kirche ist, muss auch
die Ungültigkeit einer Ehe öffentlich von einem kirchlichen Gericht
festgestellt werden. Wenn aber von einem kirchlichen Gericht erklärt wird, dass
eine Ehe ungültig war, so darf der Betreffende einen anderen Partner heiraten.
DIE SCHEIDUNG
a) Gegen die
Dauerhaftigkeit der Liebe
b) Die Folgen für Mann und Frau
c) Die Folgen für die Kinder
d) Die Folgen für die Gesellschaft
e) Die Notwendigkeit der Bekehrung
f) Die Mithilfe der Freunde, der Gesellschaft und der Kirche
g) Die Trennung von Tisch und Bett
h) Keine Wiederverheiratung der Geschiedenen
i) Kein Kommunionempfang für wiederverheiratete Geschiedene
j) Die seelsorgliche Betreuung der wiederverheirateten Geschiedenen
k) Die Ungültigkeit der Ehe
Eine weitere
Gefährdung der Sexualität stellen heute auch die Verhütungsmittel dar. Seitdem
es Verhütungsmittel (Pille, Kondome usw.) gibt, ist es zu einer weitgehenden
Manipulation der Sexualität mit weitreichenden Folgen gekommen.
Die
Verhütungsmittel sind für viele "das Signal zur sexuellen Enthemmung"
(Madinger) geworden. Durch die Pille und andere Mittel kommt es bei
Jugendlichen oft zu einer unheimlichen Frühsexualisierung. Bei vielen
Erwachsenen kommt es zu einem ständigen Partnerwechsel (Promiskuität).
Für manche Zeitgenossen wurde die Pille zum "Symbol für eine Lust ohne
Folgen und für das Recht auf Lust und alle Arten der Lust"
(Madinger). Viele haben die Grundsätze der Moral aufgegeben und die eigentliche
Liebe verraten. Auf diese Weise ist die Sexualität für sie zu einem Spiel
und zu einer Leidenschaft geworden.
Die
Verhütungsmittel können aber auch innerhalb einer Ehe zur Gefahr werden.
Seit der Einführung der Pille glauben nicht wenige Männer, dass die Frau nun
ständig verfügbar sein müsse. Diese Einstellung führt aber dazu, dass es
bei vielen Männern zu einer mangelnden Achtung vor der Würde der Frau kommt:
Es fehlt dann von Seiten der Männer oft an der persönlichen Umwerbung der Frau,
es fehlt oft auch die nötige Rücksicht und das Feingefühl. Da die
Frau ja immer kann, muss sie auch! Das bedeutet aber, dass die Frau durch die
Pille leichter zu einem Objekt wird.
Es ist auch
offenkundig, dass zwischen den Verhütungsmitteln und der steigenden
Scheidungsrate ein direkter Zusammenhang besteht. Die Verhütungsmittel
haben dazu geführt, dass es heute viel leichter zu einem Seitensprung bzw. Ehebruch
kommt als früher: Wenn die Ehepartner wissen, dass ein außerehelicher
Geschlechtsverkehr kein Risiko bedeutet und keine Folgen hat, dann werden
sie leichter dazu verleitet sein, sich mit einem anderen Mann bzw. einer
anderen Frau einzulassen. Sie werden bei verschiedenen Gelegenheiten im Geschäftsleben,
im Urlaub und im Fasching leichter zugreifen als früher. Durch
die vermehrten Seitensprünge und Ehebrüche kommt es aber auch zu mehr
Scheidungen als früher.
Wenn wir kritisch
weiterdenken, so wird uns bewusst, dass durch den Gebrauch von Verhütungsmittel
auch viele Abtreibungen verursacht werden. Wenn ein Paar Verhütungsmittel
verwendet, so rechnet es hundertprozentig damit, dass "nichts passiert".
Wenn es nun durch eine Unachtsamkeit doch zu einer Schwangerschaft
kommt, so ist dieses Paar meistens in keiner Weise darauf vorbereitet.
Es war ja psychisch überhaupt nicht auf ein Kind eingestellt! Da ist dann die Wahrscheinlichkeit
einer Abtreibung weit größer, als wenn die beiden eine Schwangerschaft
nicht absolut ausgeschlossen hätten. Die Pille führt also zu einer völligen
inneren Sperrung gegen das Kind und verführt damit im Falle einer
Schwangerschaft umso leichter zur Abtreibung. Damit wird auch die oft
wiederholte Behauptung widerlegt, dass die Pille zu einer Abnahme der
Abtreibungen führen würde. Wie verschiedene Erhebungen nachweisen, ist genau
das Gegenteil eingetreten: Durch die Pille kam es aufgrund der oben genannten
Gründe sogar zu einer weiteren Zunahme der Abtreibungen.
Es ist auch längst
erwiesen, dass durch die Verhütungsmittel die Ansteckung durch Geschlechtskrankheiten
sprunghaft zugenommen hat. Durch den sorglosen Geschlechtsverkehr mit immer
neuen Partnern kommt es viel leichter zur Ansteckung mit einer
Geschlechtskrankheit. Aber auch die Gefahr einer Ansteckung mit AIDS
wird durch die Promiskuität beträchtlich erhöht. Es besteht auch kein Zweifel
daran, dass die Verhütungsmittel in unseren westlichen Ländern einen Bevölkerungsschwund
bewirkt haben. Bei der graphischen Darstellung der Bevölkerungsentwicklung ist
im Jahr 1965 deutlich ein "Pillenknick" in der
Bevölkerungs-Kurve festzustellen. In Westdeutschland haben 25 Prozent aller
Ehepaare keine Kinder, 30 Prozent haben 1 Kind, 35 Prozent haben 2 Kinder. Zum
Erhalt der Bevölkerung müsste ein Ehepaar im Durchschnitt etwa 2,7 Kinder
haben. Mit diesem Bevölkerungsschwund hängen zum Teil auch die Probleme mit
den Renten zusammen: Wenn keine Jungen nachkommen, können die Alten nicht
versorgt werden.
Gegen die Pille
erheben sich auch immer stärkere medizinische Bedenken. Neuere medizinische
Forschungsergebnisse machen deutlich, dass die ständigen Eingriffe in den
Hormonhaushalt der Frau nicht ohne Folgen bleiben. Die
Wissenschaftler verweisen auf mögliche Veränderungen im Bereich der Hirnanhangdrüse,
der Leber und der Eierstöcke. Die Einnahme der Pille kann auch zu
Gewichtszunahme, Venenerkrankungen, Lungenembolie, Thrombose
der Gehirngefäße mit Halbseitenlähmung, Migräne, Zuckerkrankheit und
Depressionen führen. Es ist auch nicht auszuschließen, dass es langfristig
zu Erbschäden kommen kann. Zu bedenken wäre schließlich auch die "Pillenmüdigkeit",
die bei vielen Frauen festzustellen ist.
Das Lehramt der
Katholischen Kirche hat bereits in den Sechziger-Jahren auf die Gefahren der
Verhütungsmittel hingewiesen. Papst Paul VI. gab 1968 die Enzyklika
"Humanae vitae" heraus, in der er sich klar gegen die
Verhütungsmittel aussprach. Der Papst erkannte, dass eine Manipulation der
Sexualität sich in negativer Weise auf die Ehe, die Familie und auf die
Gesellschaft auswirken musste. Paul VI. wurde darauf von vielen Seiten
angegriffen und auch von verschiedenen Theologen (z. B. Hans Küng) kritisiert
und lächerlich gemacht. Inzwischen haben wir längst erkannt, dass der Papst
recht behalten hat: Die vielen verheerenden Auswirkungen einer entfesselten
Sexualität haben größte Probleme geschaffen, die wir bis heute nicht in den Griff
bekommen haben.
Die Katholische
Kirche zeigt uns den Weg, der zum richtigen Umgang mit der Sexualität führt.
Die Kirche weist darauf hin, dass die Sexualität von Natur aus zwei
Zielsetzungen hat, nämlich die partnerschaftliche Liebe und die Fortpflanzung.
Beide stehen in einem unmittelbaren Zusammenhang und bilden miteinander
ein Ganzes. (Dieser Zusammenhang wird auch von all jenen zugegeben, die
Verhütungsmittel verwenden!) Die Kirche hat daher stets gelehrt, dass die Sexualität
ihren Platz nur in der Ehe hat, in der beide Zielsetzungen der
Sexualität in verantwortungsvoller Weise erfüllt werden können. Die Kirche
spricht dann von der verantwortlichen Elternschaft und ruft die Ehepaare
auf, dass sie sich über die Anzahl der Kinder und über den Zeitpunkt der
Empfängnis in verantwortungsvoller, aber auch großherziger Weise Gedanken
machen sollen. Diese verantwortliche Elternschaft soll aber nicht durch eine
Manipulation der Sexualität erreicht werden, sondern durch die Beachtung
der natürlichen Zyklen der Natur. Die Schöpfungsordnung sieht durch den
Wechsel der fruchtbaren und unfruchtbaren Tage der Frau genügend
"Freiräume" vor, die eine natürliche Empfängnisregelung ermöglichen.
Die Anzahl der Kinder soll also nicht durch eine Empfängnis-Verhütung,
sondern durch eine Empfängnis-Regelung angestrebt werden. Was ist
nun der moralische Unterschied zwischen den beiden Methoden? Die erste
Methode manipuliert die Sexualität und macht sie damit zu einem Instrument
der eigenen Interessen, die zweite Methode respektiert die Ordnung der
Sexualität und achtet damit die Zielsetzungen der Sexualität. Im ersten
Fall zerreißt man den Zusammenhang zwischen Liebe und Auftrag zu neuem
Leben, im zweiten Fall lässt man diesen Zusammenhang bestehen, nützt
aber die natürlichen "Freiräume" zur Geburtenregelung. Der erste Weg
hebt die schützenden Grenzen der Sexualität auf und führt dadurch sehr häufig
zu einem Verrat an den Zielen der Liebe und zu einer Entartung der Sexualität.
Die Befolgung des zweiten Weges respektiert die natürlichen Ziele und Grenzen
der Sexualität und verhindert dadurch die Entartung der Sexualität. Auf
diese Weise führt die Achtung und Einhaltung der von Gott in die Natur
hineingelegten Ordnung zu einer verantwortungsvollen Partnerschaft und
Elternschaft, die zum Segen für den Menschen und die Gesellschaft wird.
Es ist heute oft zu
hören, dass die natürlichen Methoden keine Sicherheit bieten würden. Dazu ist
zu sagen, dass die Anwendung der natürlichen Methoden heute so verfeinert ist,
dass sie fast dieselbe Sicherheit bieten wie die künstlichen Methoden.
Durch neueste Forschungen ist man heute soweit gekommen, dass die fruchtbare
Periode der Frau auf fünf Tage eingegrenzt werden kann. Da kann nun wirklich
niemand mehr behaupten, dass die natürlichen Methoden den Geschlechtsverkehr
der Partner allzu sehr einengen würden! Die natürlichen Methoden haben zudem
den Vorteil, dass sie ein Zusammenwirken der Partner im Hinblick auf
eine verantwortliche Elternschaft voraussetzen und keine unangenehmen
Nebenwirkungen für die Frau haben. Die natürlichen Methoden haben sowohl
vom moralischen als auch vom partnerschaftlichen und biologischen Standpunkt
den Vorrang. Den natürlichen Methoden gehört die Zukunft!
DIE
VERHÜTUNGSMITTEL
a) Die Entfesselung
der Sexualität
b) Die Gefährdung der Ehe
c) Die Zunahme der Scheidungen
d) Die Zunahme der Abtreibungen
e) Geschlechtskrankheiten und Bevölkerungsschwund
f) Medizinische Bedenken
g) Der Weitblick der Kirche
h) Die Lehre der Kirche
i) Eine Lehre für die Zukunft
Seit einigen Jahren
ist es möglich, den Menschen auch durch eine künstliche Befruchtung ins
Leben zu rufen. Diese Möglichkeit, mit Hilfe der Wissenschaft
"Retortenbabies" hervorzubringen, wirft aber eine ganze Reihe von
menschlichen und moralischen Fragen auf.
Die künstliche
Befruchtung wendet sich zunächst gegen den vollen Sinn des ehelichen
Geschlechtsaktes. Der Geschlechtsakt hat von Natur aus einen doppelten
Sinn: Er ist einerseits Ausdruck der persönlichen Hingabe der Partner
und andererseits auch die Quelle neuen Lebens. Aus der Natur des
ehelichen Geschlechtsaktes geht hervor, dass das neue Leben die Frucht der
liebenden Hingabe der beiden Ehepartner ist. Durch die künstliche
Befruchtung kommt es nun aber dazu, dass diese zwei Sinngehalte des
ehelichen Geschlechtsverkehrs, nämlich die liebende Hingabe der Eheleute
und die daraus entstehende Frucht des neuen Lebens, getrennt und voneinander
isoliert werden. Auf diese Weise ist jedoch der künstlich entstandene Mensch
keine Frucht der Liebe mehr! Damit ist aber die Liebe als die Quelle
neuen Lebens in Frage gestellt. In einem speziellen Schreiben des
kirchlichen Lehramtes zu dieser Frage heißt es: Die "Fortpflanzung ist aus
moralischer Sicht ihrer eigenen Vollkommenheit beraubt, wenn sie nicht als
Frucht des ehelichen Geschehens der Vereinigung der Eheleute angestrebt
wird." (Ratzinger / Bovone, "Instruktion über die Achtung vor dem
beginnenden menschlichen Leben und die Würde der Fortpflanzung", II, B, 6)
Wie steht es nun
aber bei Ehegatten, die nur durch eine künstliche Befruchtung ein
Kind bekommen können? Ist der ehrliche Wunsch nach einem Kind nicht doch
eine moralische Rechtfertigung für die Vornahme einer künstlichen Befruchtung?
Dazu lässt sich Folgendes sagen: Es ist zutiefst verständlich, wenn sich zwei
Eheleute ein Kind wünschen. Aber der Wunsch nach einem Kind ist noch keine
Rechtfertigung für eine künstliche Befruchtung. Es genügt nämlich nicht,
dass das Ziel der Handlung - in diesem Fall also das Kind - moralisch
einwandfrei ist; es muss auch die Art und Weise moralisch einwandfrei
sein, wie es zu diesem Kind kommt. Da nun aber die künstliche Befruchtung
den vollen Sinn des ehelichen Geschlechtsaktes zerstört, kann diese Art
und Weise der Kindesentstehung moralisch nicht gutgeheißen werden. Aus
diesem Grund ist die künstliche Befruchtung auch in diesem Fall moralisch nicht
vertretbar.
Manche Ehepaare
entschließen sich dazu, die Unfruchtbarkeit des Mannes durch den Samen eines
anderen Mannes zu überwinden. In diesen Fällen werden die Eizellen der
Frauen künstlich mit dem Samen eines fremden Mannes befruchtet. Eine solche
Befruchtung durch fremden Samen wendet sich aber direkt gegen die Einheit
der Ehe und führt nicht selten zu einer Entfremdung der Eheleute. Es
lässt sich nicht leugnen, dass sich durch das Mitwirken eines Dritten etwas
Fremdes zwischen Mann und Frau schiebt. Deshalb lehrt die Kirche zu Recht:
"Die Achtung vor der Einheit der Ehe und der ehelichen Treue erfordern,
dass das Kind in der Ehe empfangen wird; das Band, das zwischen den Eheleuten
besteht, gewährt ihnen objektiv und unübertragbar das ausschließliche Recht,
dass der eine nur durch den anderen Vater oder Mutter wird." (Ratzinger /
Bovone, Instruktion, II, A, 2) Aber auch für das Kind ist eine solche
Herkunft nicht unproblematisch. Für das Kind kann es eine große Belastung sein,
wenn es erfährt, dass es von einem unbekannten Dritten abstammt. Es hat
unter Umständen größte Schwierigkeiten, seine eigene Identität zu
finden und sich selbst anzunehmen.
Moralisch
abzulehnen ist weiters auch die künstliche Besamung einer ledigen Frau. Es
handelt sich dabei um ein schwerwiegendes "Unrecht gegen das Kind,
das nicht nur die Mutter, sondern auch den Vater braucht. Wenn eine
Frau, die keinen Mann findet oder nicht heiraten will, zu ihrer Lebenserfüllung
doch ein eigenes Kind haben will, denkt sie einseitig an sich, da sie das Kind
zum Mittel für ihr eigenes Lebensglück macht." (Hörmann, Lexikon der
christlichen Moral, Innsbruck-Wien-München 1974, Spalte 958)
Im Zusammenhang mit
der künstlichen Befruchtung kommt es auch immer häufiger zur Verwendung von
Ersatzmüttern. Aus beruflichen oder gesundheitlichen Gründen
entschließen sich Frauen, ihr Kind von einer "Mietmutter"
austragen zu lassen. Dabei wird ein befruchtetes Ei einer fremden Frau
eingepflanzt und von dieser dann ausgetragen. Es kann aber auch sein, dass
eine fremde Frau mit dem Samen eines Ehemannes befruchtet wird und diese
Leibesfrucht dann für das Ehepaar austrägt. Aber auch in diesem Fall kommt es
zur Verletzung von grundlegenden Prinzipien: "Die
Ersatzmutterschaft stellt einen objektiven Verstoß gegenüber den Pflichten
der Mutterliebe, der ehelichen Treue und der verantwortlichen Mutterschaft dar;
sie beleidigt die Würde und das Recht des Kindes, von den eigenen Eltern
empfangen, ausgetragen, zur Welt gebracht und erzogen zu werden"
(Ratzinger / Bovone, Instruktion, II, A, 3) Die Verwendung von Ersatzmüttern
führt aber auch immer wieder dazu, dass diese Frauen sich nach der Entbindung
nicht dazu entschließen können, das Kind an den "Auftraggeber"
auszuhändigen. Ihre Bindung an das Kind ist während der Schwangerschaft
so stark geworden, dass sie sich nach der Geburt nicht mehr von ihm trennen
wollen.
Gegen die
künstliche Befruchtung spricht auch die Zerstörung von menschlichem Leben,
die mit diesem Verfahren unausweichlich verbunden ist. Bei einer künstlichen
Befruchtung werden immer mehrere Eier befruchtet, die dann einem Ausleseverfahren
unterzogen werden. Dazu kommt, dass die Einpflanzung nicht immer gleich Erfolg
hat und oft mehrmals wiederholt werden muss. Auf diese Weise sind viele
Embryonen zum Absterben verurteilt. Eine solche Zerstörung von
Embryonen, bei denen es sich um menschliches Leben handelt, ist aber moralisch
nicht zu rechtfertigen.
Abschließend lässt
sich sagen, dass die christliche Moral die künstliche Befruchtung nicht
erlaubt. Die künstliche Befruchtung wendet sich gegen die Liebe als Quelle
neuen Lebens (Retortenbabies); sie kann sich aber auch gegen die
ausschließliche Partnerschaft der Eheleute wenden (Befruchtung durch fremden
Samen); sie kann weiters gegen das Recht des Kindes auf ein Elternpaar verstoßen
(Besamung einer ledigen Mutter); sie stellt schließlich auch die Mutterschaft
der Frau in Frage (Verwendung einer Mietmutter). Die christliche Moral erlaubt
aber alle Maßnahmen, die die natürliche Befruchtung im Rahmen des
Geschlechtsaktes der Eheleute fördern. Es können also ohne weiteres Kuren
und Mittel verwendet werden, die für eine natürliche Empfängnis gedeihlich
sind.
Im Zusammenhang mit
der künstlichen Befruchtung soll auch kurz die künstliche Verlängerung der
Fruchtbarkeit behandelt werden. Es gibt heute die Möglichkeit, die
Fruchtbarkeit der Frau über die natürliche Zeit zu verlängern. So ist es heute
mit Hilfe von speziellen Therapien möglich, dass Frauen auch mit über fünfzig
Jahren noch Kinder bekommen. Es stellt sich nun die Frage, ob es
sinnvoll ist, die Fruchtbarkeit der Frau um viele Jahre zu verlängern. Wenn
wir daran denken, dass die Erziehung eines Kindes doch sehr viel
Spannkraft erfordert und dass die Ausbildung eines jungen Menschen oft
bis zum 25. Lebensjahr dauert, dann ergeben sich echte Bedenken
bezüglich der Sinnhaftigkeit solcher "Spätgeburten". Dazu kommt, dass
die Ehemänner solcher Frauen oft noch älter sind und dass sich
dann die Frage stellt, ob das Kind einen Vater oder einen "Großvater"
hat. Männer und Frauen sollten sich nicht nur vom Wunsch nach einem Kind,
sondern vor allem vom Wohl des Kindes leiten lassen. Es wäre daher ratsam, dass
die Frauen die natürliche Altersgrenze der Fruchtbarkeit, die Gott in
die Natur hineingelegt hat, respektieren würden. Im Leben des Menschen
hat alles seine Zeit, auch das Kinderkriegen.
DIE KÜNSTLICHE
BEFRUCHTUNG
a) Die
Infragestellung der Liebe
b) Der Kinderwunsch ist keine Rechtfertigung
c) Die künstliche Befruchtung mit Hilfe eines Dritten
d) Die künstliche Besamung einer ledigen Frau
e) Die Verwendung von Ersatzmüttern
f) Die Zerstörung von menschlichem Leben
g) Die künstliche Befruchtung ist moralisch nicht erlaubt
h) Keine künstliche Verlängerung der Fruchtbarkeit
Immer mehr Ehepaare
entschließen sich heute nach einer bestimmten Anzahl von Kindern zur
Sterilisation. Es handelt sich dabei um einen Eingriff, der direkt
auf eine dauernde Zeugungsunfähigkeit abzielt. Die direkte Sterilisation
geschieht durch eine Durchtrennung des männlichen Samenleiters oder
durch die Unterbindung des weiblichen Eileiters.
Auf den ersten
Blick scheint diese Maßnahme durchaus vernünftig zu sein: Nachdem die beiden
Partner mehreren Kindern das Leben geschenkt haben, wollen sie nun sicher sein,
dass sie kein weiteres Leben mehr wecken. Sie wollen nicht ständig in der Angst
leben, vielleicht doch mit einer weiteren, unerwünschten Schwangerschaft
rechnen zu müssen. Bei näherem Hinsehen zeigt sich aber, dass eine
Sterilisation viel weitreichendere Folgen hat, als man zunächst annehmen
möchte. Die Sterilisation ist vielleicht der konsequenteste Ausdruck jener
falschen "Befreiung", die heute überall dort angestrebt wird, wo
Grenzen unbequem werden und Bindungen Opfer kosten, wo Werte Verzicht
verlangen und Kräfte Verantwortung voraussetzen, wo Rechte auch Pflichten
erfordern und Fähigkeiten auch Auftrag bedeuten.
Diese falsche
"Befreiung" von jeder Grenze ist für die Persönlichkeit des Menschen
sehr problematisch! Denn überall dort, wo der Mensch versucht, diesen
Forderungen aus dem Weg zu gehen, wird er kraft- und gestaltlos! Der Mensch
braucht die Grenze, das Opfer, den Verzicht, die Pflicht, die
Verantwortung, den Auftrag - um überhaupt Mensch sein zu können! Nur
wenn er diese Forderungen respektiert, kann er sich selbst bewahren!
Das gilt in ganz
besonderer Weise für die Sexualität. Der Mensch kann diese Kraft nur dann
entfalten und sinngemäß einsetzen, wenn er die Grenzen, die ihm durch die
Zielsetzungen der Sexualität auferlegt werden, anerkennt. Ähnlich wie bei
den anderen Triebkräften muss er auch bei der Sexualität lernen, mit den
Grenzen zu leben, die ihm die Sinnordnung setzt. Tut er das nicht, wird er
leicht zum Opfer seiner eigenen Maßlosigkeit: Er geht dann genauso
zugrunde wie einer, der nicht um die Grenzen des Nahrungstriebes weiß, der
nicht die Grenzen des Aggressionstriebes kennt, der nicht den Fluchttrieb
stoppt. Der Mensch muss sich in allen Bereichen an Grenzen halten, damit er
sich erhalten kann!
Der maßvolle und
verantwortliche Umgang mit der Sexualität ist eine ständige Herausforderung
für die Eheleute. Er formt ihre charakterlichen Qualitäten und fördert ihre
Persönlichkeit. Die Ehe braucht diese formende Auseinandersetzung auch dann,
wenn sich die Ehegatten nach reiflicher Überlegung zu einer Beendigung des
Kindersegens entschlossen haben. Jede Ehe würde durch eine Sterilisation
sehr viel von der Würde und Kraft verlieren, die ihr aus dem rechten Umgang mit
dieser Lebenskraft erwächst. Die Keuschheit ist auch innerhalb der Ehe eine
Voraussetzung für die Bewältigung und das Gleichgewicht der Sexualität.
Papst Paul VI. hat
mit einfühlsamer Klarheit auf den Segen der Keuschheit in der Ehe hingewiesen:
"Die Beherrschung des Trieblebens durch die Vernunft und den freien Willen
verlangt zweifelsohne eine gewisse Askese, damit sich die Bekundung
ehelicher Liebe bei den Gatten in der rechten Ordnung vollzieht, besonders bei
der Einhaltung der periodischen Enthaltsamkeit. Diese zur ehelichen Keuschheit
gehörende Zucht und Ordnung tut der ehelichen Liebe in keiner Weise Abbruch,
sondern verleiht ihr vielmehr einen höheren menschlichen Wert. Sie
verlangt zwar eine ständige Anstrengung, aber dank ihres segensreichen
Einflusses entfalten die Eheleute ihre Persönlichkeit voll und ganz...
Sie fördert die Aufmerksamkeit gegenüber dem Ehepartner, hilft den
Eheleuten, die Selbstsucht, die Feindin der wahren Liebe, zu überwinden, und
vertieft das Gefühl der Verantwortung. Die Eltern werden durch sie
fähig, einen noch tieferen und wirksameren Einfluss auf die Erziehung der
Kinder zu nehmen." (Paul VI., Humanae vitae, Kap. 21)
Bei der direkten
Sterilisation ist auch zu bedenken, dass es manchmal zu einer veränderten
Lebenssituation kommen kann, mit der man vorher nicht gerechnet hat. Es
kann z. B. passieren, dass ein sterilisierter Mann seine Frau verliert; nach
einiger Zeit heiratet er wieder und möchte nun von seiner zweiten Frau ein
Kind. Und da stellt sich nun die Frage, ob sich die Zeugungsfähigkeit
wiederherstellen lässt. Mit Hilfe einer zweiten Operation wird in
solchen Fällen versucht, den Samenleiter wieder funktionsfähig zu machen. Aber
in vielen Fällen gelingt die Wiederherstellung der Zeugungsfähigkeit nicht. Diese
Tatsache sollte doch zu denken geben und uns dazu veranlassen, von einer
direkten Sterilisation abzusehen.
Ein sehr heikle
Frage ist dann auch, ob eine Sterilisation aus therapeutischen Gründen erlaubt
sei. Es gibt zum Beispiel Eheleute, die Träger von schweren Erbkrankheiten sind
und daher keine Kinder bekommen sollten. Bei solchen Fällen haben sich
verschiedene Moraltheologen für eine Sterilisation aus therapeutischen
Gründen ausgesprochen. Das kirchliche Lehramt hat diesen Theologen nicht
widersprochen und damit zu verstehen gegeben, dass es Grenzfälle geben kann,
bei denen eine Sterilisation aus therapeutischen Gründen in Frage kommen kann.
Noch schwieriger ist die Frage zu beantworten, ob es erlaubt sei, einen Sexualverbrecher
zu kastrieren. Die Kastration (= Entfernung der männlichen Keimdrüsen)
bewirkt nämlich nicht nur die Aufhebung der Fruchtbarkeit, sondern
beeinträchtigt auch das ganze männliche Wesen. Viele sind heute der
Ansicht, dass die Kastration vor allem bei Wiederholungstätern die einzig
wirksame Maßnahme sei. Die Moraltheologie hat sich bis jetzt aber stets sehr zurückhaltend
gegenüber der Kastration geäußert, da diese in sehr massiver Weise in die
Persönlichkeit des Menschen eingreift. Es muss zumindest versucht werden,
solche Fälle mit psychotherapeutischen Mitteln zu heilen.
DIE STERILISATION
a) Die Problematik
der Sterilisation
b) Die Notwendigkeit der Grenze
c) Die Grenze fördert Maß und Verantwortung
d) Die formende Kraft der Keuschheit
e) Der Segen der Keuschheit
f) Die Korrektur der Sterilisation ist ungewiss
g) Therapeutische Eingriffe
Eine grundlegende
Abweichung von der gottgewollten Form der Sexualität stellt auch die
Homosexualität dar. Ihre Entstehung und ihre Verbreitung hat verschiedene
Gründe.
Verschiedene
Forschungen haben ergeben, dass bei etwa 4 Prozent der Bevölkerung eine
offene oder verborgene gleichgeschlechtliche Neigung vorhanden ist. Über die
Ursachen dieser Neigung gehen die Meinungen auseinander: Verschiedene Fachleute
meinen, dass es sich bei dieser Neigung um eine angeborene Veranlagung handle,
andere meinen, dass sie durch verschiedene Umstände entstanden sei. Eine
angeborene Neigung dürfte wohl eher selten sein (da ja eine solche Neigung
nicht von Homosexuellen vererbt werden kann!); hingegen kann eine solche
Neigung oft durch das Fehlen einer festen und männlichen Vaterfigur oder
durch eine Verführung in der Frühpubertät gefördert werden. Die
Homosexualität kann aber auch auf eine Flucht vor der Frau zurückgehen
oder durch ein Verhaftetsein an die eigene Geschlechtlichkeit bedingt
sein. Schließlich können auch besondere äußere Umstände, wie ein längerer
Aufenthalt in reinen Männergesellschaften (z. B. in Kasernen, auf Schiffen
und in Gefängnissen) die Homosexualität fördern. In neuerer Zeit kommt noch
hinzu, dass die Homosexualität auch in der Gesellschaft immer mehr Akzeptanz
findet und sich daher leichter ausbreiten kann. Auch die zunehmende Praxis der Pädophilie
(= Knabenliebe) spielt bei Verbreitung der Homosexualität eine wichtige Rolle.
Die Entstehung und die Verbreitung der Homosexualität kann also sehr
unterschiedliche Ursachen haben. Bei einer differenzierten Beurteilung der
Homosexualität müssen jeweils auch die besonderen Ursachen und die
gesellschaftlichen Hintergründe berücksichtigt werden.
Welche Gründe
sprechen nun gegen die Homosexualität? Die Homosexualität stellt zunächst das spezifische
Wesen von Mann und Frau und damit auch die verschiedenen Rollen der
Geschlechter in Frage. Wenn aber das Wesen und die Rolle von Mann und Frau
nicht mehr eindeutig sind, kommt es zu schwerwiegenden Verunsicherungen des
einzelnen und der Gesellschaft. Der einzelne verliert dann seine eindeutige
Identität als Mann oder Frau und wird dadurch auch in seiner Entfaltung
als Persönlichkeit gehemmt. Die Gesellschaft weiß dann nicht mehr um die
spezifische Art von Mann und Frau und kann dadurch auch keine ergänzende
Beziehung zwischen den Geschlechtern herstellen. Diese mangelnde Sicherheit im
Eigen- und Rollenverständnis der Geschlechter hat langfristig noch immer zu
massiven Spannungen und Dekadenzerscheinungen geführt.
Die Homosexualität
wendet sich auch gegen die Polarität der Geschlechter, die zur Ergänzung
und Einheit von Mann und Frau führt. Diese Polarität zwischen den Geschlechtern
umfasst alle Ebenen des Menschseins und umschließt den leiblichen,
seelischen und geistigen Bereich. Diese umfassende Polarität befähigt die
beiden Partner zu einer ganzmenschlichen Ergänzung und Einheit.
Diese Polarität ist aber auch die Voraussetzung jeder ganzheitlichen Liebe,
die erst durch die gegenseitige Ergänzung und die höhere Einheit der beiden
Partner möglich wird. Es ist nun offensichtlich, dass bei der Homosexualität
eine solche Liebe nie zustande kommen kann. Da bei der Homosexualität keine
wesensmäßige Verschiedenheit zwischen den Partnern vorhanden ist, kann es
zwischen ihnen auch nie zu einer ganzheitlichen Ergänzung und Einheit
kommen.
Durch die fehlende
Ergänzung zwischen homosexuellen Partnern kommt es bei diesen Paaren meistens
auch zu keiner stabilen Bindung. Laut statistischen Erhebungen dauern homosexuelle
Verbindungen im Durchschnitt 5 Jahre. Es hat sich gezeigt, dass die
Homosexualität oft nach einer bestimmten Zeit zu einer regelrechten Abstoßung
des gleichpoligen Partners führt. In homosexuellen Kreisen kommt es immer
wieder zu dramatischen Konflikten, die gelegentlich auch tödlich enden.
Bei diesen Konflikten sind meistens auch Spannungen im Spiel, die auf die
Gleichgeschlechtlichkeit der Partner zurückgehen. (Natürlich gibt es auch bei
verschieden-geschlechtlichen Partnern instabile Bindungen; aber sie lange nicht
so häufig wie bei homosexuellen Partnern.)
Die Homosexualität
stellt weiters auch die Nachkommenschaft und die Familie in
Frage. Sie missachtet den Auftrag der Sexualität, neues Leben zu wecken, und
verhindert dadurch die Entstehung neuer Familien. Auf diese aber wird die
Sexualität als Quelle des Lebens in Frage gestellt und die Familie als
Keimzelle der Gesellschaft aufgehoben. Gerade in dieser grundsätzlichen
Unfähigkeit, aber auch in dieser bewussten Ablehnung, dem Leben und der
Gesellschaft zu dienen, zeigt sich die Verkehrtheit der Homosexualität.
Manche Homosexuelle wollen heute Kinder adoptieren und damit eine eigene
Familie gründen. Da aber ein Kind ein Recht auf einen Vater und eine Mutter hat,
wäre eine solche Adoption ein Betrug am Kind. Dazu kommt, dass Beziehungen
zwischen Homosexuellen im Durchschnitt nur 5 Jahre dauern. Es wäre daher
unverantwortlich, einem homosexuellen Paar ein Adoptivkind anzuvertrauen.
Die Homosexualität
stellt also grundlegende Werte wie die Identität von Mann und Frau, die Ergänzung
und Einheit der Geschlechter, die Zeugung von Nachkommenschaft und
die Gründung von Familien in Frage. Da die Homosexualität auf diese
Weise entscheidende Fundamente der Gesellschaft in Frage stellt, kann
sie moralisch nicht gutgeheißen werden. Gegen diese Feststellung wird immer
wieder das Argument vorgebracht, dass es sich bei den Homosexuellen nur um eine
kleine Minderheit handle, die nicht die Existenz der Gesellschaft gefährden
könne. Dagegen ist aber zu sagen, dass die Unmoral eines Fehlverhaltens auch
dann bestehen bleibt, wenn dieses Fehlverhalten nur von einer Minderheit
praktiziert wird. Die Anerkennung der Homosexualität würde auch dazu
führen, dass immer mehr Menschen auf die Idee kämen, diese
"alternative" Form der Sexualität zu praktizieren und damit die Ehe
und Familie in Frage zu stellen. Durch die Anerkennung der Homosexualität
würde es schließlich auch dazu kommen, dass noch mehr Menschen mit AIDS
angesteckt werden. Das alles sollte gründlich überlegt werden!
Die christliche
Religion hat stets darauf hingewiesen, dass sich die Moral an die Ordnung
der Schöpfung halten muss. Wenn wir nun die Schöpfungsordnung im
Hinblick auf die Sexualität näher betrachten, so lässt sich eindeutig
beobachten, dass die männlichen Geschlechtsorgane auf die weiblichen
Geschlechtsorgane abgestimmt sind. Es ist sinnlos zu behaupten, dass die
Geschlechtsorgane auf das gleiche Geschlecht ausgerichtet seien. Weiters lässt
sich feststellen, dass der Geschlechtsakt von Mann und Frau neues Leben
wecken kann. Auch dieser Gesichtspunkt der Sexualität ist bei der
Homosexualität von vornherein ausgeschlossen. Die Homosexualität entspricht
also offensichtlich nicht den Zielsetzungen der göttlichen Schöpfungsordnung.
Einige liberale Theologen behaupten zwar, dass es sich bei der Homosexualität
um eine "Schöpfungsvariante" handle (und damit Gott selbst
gewissermaßen der Erfinder der Homosexualität sei!) Die Zielsetzungen der
Schöpfungsordnung sind aber so klar und offensichtlich, dass solche
Behauptungen eine eindeutige Lästerung gegenüber der gottgewollten
Ordnung darstellen!
Die Homosexualität
widerspricht dann auch den eindeutigen Aussagen der Heiligen Schrift im
Alten und im Neuen Testament. Der Bericht über die Bestrafung von Sodom
und Gomorra (vgl. Gen 18,20 f.; 19; Ri 19,22-26) zeigt deutlich, dass Gott
die Homosexualität nicht duldet. Aber auch zwei Stellen im Buch Levitikus lassen
keinen Zweifel an der Beurteilung der Homosexualität. Da heißt es zunächst:
"Du darfst nicht mit einem Mann schlafen, wie man mit einer Frau schläft;
das wäre ein Gräuel." (Lev 18,22); und an einer anderen Stelle heißt es:
"Schläft einer mit einem Mann, wie man mit einer Frau schläft, dann haben
sie eine Gräueltat begangen..." (Lev 20,13) Im Neuen Testament
zählt Paulus die Homosexualität zu den entehrenden Leidenschaften der
Heiden: "Ihre Frauen vertauschten den natürlichen Verkehr mit dem
widernatürlichen; ebenso gaben Männer den natürlichen Verkehr auf und
entbrannten in Begierde zueinander; Männer trieben mit Männern Unzucht und
erhielten den ihnen gebührenden Lohn." (Röm 1,26-27) Auch im Neuen Testament
wird also die Homosexualität eindeutig abgelehnt. Natürlich gibt es
wieder verschiedene liberale Theologen, die diese Aussagen verharmlosen und
behaupten, früher hätte man zu wenig über die Hintergründe der Homosexualität
gewusst. Manche meinen auch, dass die Homosexualität erlaubt sei, wenn die
Achtung und die Verantwortung gegenüber dem Partner gegeben seien. Die Katholische
Kirche hat aber diese Meinungen stets abgelehnt und auf die Gültigkeit
der Schöpfungsordnung und der Aussagen der Heiligen Schrift hingewiesen
(vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, § 2357).
Viele behaupten
schließlich auch, dass die Neigung zur Homosexualität eine Rechtfertigung für
dieses sexuelle Verhalten sei. Die christliche Morallehre erklärt aber, dass
nicht die Neigung des Menschen, sondern das Wesen und der Sinn einer Sache
der zentrale Maßstab für die Moral sei. Deshalb muss bei einer bestimmten
Neigung gefragt werden, ob sie dem Wesen und dem Sinn einer Sache gerecht wird.
Im Fall der Sexualität bedeutet das, dass sich die Neigung am Wesen und am
Sinn der Sexualität orientieren muss. Und da nun die Neigung zur
Homosexualität nicht dem Wesen und dem Sinn der Sexualität gerecht wird,
kann sie nicht als Rechtfertigung für die Homosexualität herangezogen
werden. Im übrigen gibt es auch manche andere Neigungen, denen wir nicht
einfach folgen dürfen: So können wir auch nicht der Neigung zu übermäßigem
Essen und Trinken, zu Aggression und Flucht folgen. Im Grunde genommen hat
jeder von uns bestimmte Neigungen, die er nicht ausleben darf. Die reine
Neigung kann also niemals eine Rechtfertigung für unser moralisches Verhalten
sein! Wir müssen uns stets die Frage stellen, ob unsere Neigung mit dem
Wesen und Sinn einer Sache übereinstimmt.
Die Katholische
Kirche hat in mehreren Dokumenten und Stellungnahmen darauf hingewiesen, dass Menschen
mit einer homosexuellen Neigung nicht herabgesetzt werden dürfen. Die
Kirche sagt ausdrücklich, dass diese Menschen ihre Veranlagung nicht selbst
gewählt haben und dass man sich deshalb davor hüten soll, sie in irgendeiner
Weise ungerecht zurückzusetzen (vgl. Katechismus der Katholischen Kirche, §
2358). Die Kirche verurteilt also niemanden, der eine gleichgeschlechtliche
Neigung hat. Sie weist allerdings klar darauf hin, dass die
gleichgeschlechtliche Neigung nicht zu einer gleichgeschlechtlichen Handlung
führen darf (vgl. Erklärung "Persona humana", Kap. 8)
Die Kirche ist sich
der Schwierigkeiten bewusst, die die Homosexualität für die Betroffenen mit
sich bringt. Es hat sich aber in vielen Fällen gezeigt, dass die Homosexualität
auch bewältigt werden kann. Entscheidend ist zunächst, dass ein Mensch mit
dieser Veranlagung bereit ist, die Verkehrtheit seiner Neigung anzuerkennen.
Wenn dann auch eine entsprechende psychologische und seelsorgliche Betreuung
erfolgt, ist es im Laufe der Zeit auch möglich, die Homosexualität zu
bewältigen. Bei vielen Personen, die durch eine Verführung zur Homosexualität
gelangt sind, kann es durch eine entsprechende psychologische Aufarbeitung
des Problems zu einer Wiederentdeckung des anderen Geschlechts
kommen. Bei diesem Bemühen um die Bewältigung der Homosexualität braucht es
schließlich auch das Gebet und die Gnade Gottes. Gott wird gewiss
allen Menschen helfen, die ihn darum bitten, die Sexualität in seinem Sinn zu
leben. Es gibt gar nicht so wenige Menschen, die bezeugen, dass sie durch ihr
Gebet und ihr Bemühen die Homosexualität überwinden konnten.
DIE HOMOSEXUALITÄT
a) Die Entstehung
der Homosexualität
b) Keine Identität von Mann und Frau
c) Keine Ergänzung und Einheit der Geschlechter
d) Keine stabilen Bindungen
e) Keine Kinder und keine Familien
f) Die Infragestellung von Grundwerten
g) Die Hinweise der Schöpfungsordnung
h) Die Aussagen der Heiligen Schrift
i) Die Moral muss sich am Wesen und Sinn orientieren
j) Keine Diskriminierung von homosexuell veranlagten Menschen
k) Die Homosexualität kann bewältigt werden
Wir müssen weiters
feststellen, dass auch die Pädophilie (Sexualität mit Minderjährigen)
unheimlich zunimmt. Fast täglich hören wir Meldungen, die von der sexuellen
Verführung von Knaben und Mädchen berichten. Diese Verführung geschieht oft
im Familienbereich sowie im Verwandten- und Freundeskreis. Väter
missbrauchen ihre Töchter, Verwandte missbrauchen ihre Neffen und Nichten,
Freunde des Hauses machen sich an Jugendliche und Kinder heran. Besonders
betroffen machen auch die Meldungen über den Sextourismus, der Kinder in
fernöstlichen und südamerikanischen Ländern schändet. Viele dieser
missbrauchten Kinder leben oft in größter Bedrängnis, viele verschwinden
lautlos und werden getötet.
Die Pädophilie ist
der tiefste Ausdruck der sexuellen Enthemmung unserer Gesellschaft. Der
hemmungslose Sexkonsum macht nicht einmal vor den Kindern halt! Väter
schrecken nicht davor zurück, ihre eigenen Töchter zu missbrauchen; Freunde des
Hauses verführen kleine Kinder, die sich ihnen arglos anvertrauen; Sextouristen
machen sich über Kinder her, die noch nicht das Stadium der Pubertät erreicht
haben. Hier zeigen sich die Folgen einer "Sexualaufklärung",
die keine Tabus respektieren will. Hier offenbaren sich die Auswirkungen
der pädophilen Pornovideos, die in Europa Zehntausende von fixen
Konsumenten haben. Hier zeigt sich aber auch eine Spätwirkung der
68er-Bewegung: Viele Erwachsene sind aufgrund der eigenen Frühsexualisierung
in der geschlechtlichen Entwicklung steckengeblieben und können nur im Umgang
mit Kindern eine sexuelle Befriedigung erfahren (Christa Meves). Schuld ist
aber auch eine Gesetzgebung, die über Jahrzehnte viel zu lax war.
In der Heiligen
Schrift wird die Pädophilie auf das schärfste verurteilt. Im ersten
Brief an die Korinther schreibt Paulus, dass die Knabenschänder
genauso wenig das Reich Gottes erben werden wie die Unzüchtigen und
Götzendiener, die Ehebrecher, Diebe, Räuber usw. (vgl. 1 Kor 6,10) Im ersten
Brief an Timotheus nennt er die Knabenschänder in einem Atemzug mit Mördern,
Unzüchtigen, Menschenhändlern, Lügnern und Meineidigen! (Vgl. 1 Tim 1,10) Das
sind unheimlich scharfe Worte, die uns Christen sehr nachdenklich stimmen
sollten!
DIE PÄDOPHILIE
a) Die unheimliche
Ausbreitung der Pädophilie
b) Die tieferen Ursachen der Pädophilie
c) Die Heilige Schrift verurteilt die Pädophilie
Viele Menschen
beginnen heute zu begreifen, in welch vielfältiger Weise die Liebe in der
heutigen Zeit gefährdet ist. Ihnen wird bewusst, dass die "Befreiung"
der Sexualität von allen Grenzen und Tabus zu einer ungeheueren Versklavung
geführt hat: Die Fixierung auf die eigene Sexualität hat viele zu Süchtigen
werden lassen; die Probe-Ehen haben keine glücklicheren und stabileren
Ehen hervorgebracht; die Scheidung war nicht der große
"Fortschritt", sondern eine Zerrüttung vieler Existenzen und eine
Schwächung der Gesellschaft; die Verhütungsmittel haben zur
Freizügigkeit und zur Verantwortungslosigkeit geführt; die künstliche
Befruchtung war der Beginn einer ungeheueren Manipulation; die Homosexualität
wendet sich gegen die Ergänzung der Geschlechter und gegen die Fruchtbarkeit
der Sexualität; die Pädophilie erniedrigt selbst Kinder zu
Sexualobjekten. Die wunderbare Gabe der Sexualität, die die Menschen glücklich
machen sollte, wird so oft zur Ursache von vielem Leid.
Die vielen
leidvollen Erfahrungen in gescheiterten Beziehungen sollten uns aber auch
begreiflich machen, dass die Schöpfungsordnung ihre Gültigkeit hat. In
den vergangenen Jahrzehnten hat man immer wieder versucht, die Sexualität der
freien Gestaltung des Menschen zu überlassen. Mit Hilfe verschiedenster Mittel
hat man die natürlichen Grenzen der Sexualität aufgehoben. Die Folge war
ein Dammbruch und eine Entfesselung der sexuellen Kräfte. Die
Folge war eine Manipulation des weiblichen Körpers, der nun unter allen
möglichen Nebenwirkungen der verschiedenen Präparate zu leiden hatte. Aber auch
die Psyche spielte bei vielen Frauen nicht mit und reagierte auf die
Manipulation durch die verschiedensten Mittel. Heute beginnen wir wieder mehr
auf den Körper zu hören. Wir nehmen seine Rhythmen und seine Intervalle ernst.
Wir spüren, dass die Perioden der Frau einen tiefen Sinn haben. Wir besinnen
uns wieder auf die Natur, in der sich die Weisheit Gottes offenbart.
Wir erleben heute
auch die Gültigkeit der göttlichen Gebote. Angesichts der vielen
Ehebrüche und Scheidungen verstehen wir die Tragweite des sechsten Gebotes:
"Du sollst nicht die Ehe brechen!" Wir stimmen Jesus zu, wenn
er die Menschen zu einer absoluten Treue aufruft und ihnen sogar verbietet, in
ihrem Herzen einen Ehebruch zu begehen. Wir verstehen heute, dass nur eine radikale
Bekehrung der Herzen die Menschen aus dem Chaos herausführen kann. Wir
begreifen auch, dass die Liebe vom Geist Gottes gelenkt werden muss,
damit sie ihre höchste Entfaltung erlangen kann. Die Ehepartner müssen von Gott
selbst verbunden sein, damit sie füreinander ein Sakrament sein können und
durch ihre Liebe reifen.
Es sollte uns auch
bewusst geworden sein, dass die Lehre der Kirche im Grunde genommen viel
realistischer ist, als es auf den ersten Blick scheinen will. Die Lehre der
Kirche steht oft in einem völligen Gegensatz zum Zeitgeist; aber wer
tiefer in diese Lehre eindringt, begreift, dass sie eine Anleitung zu einem
echten und dauerhaften Glück für den einzelnen und zu einer segensreichen
Stabilität der Gesellschaft darstellt.
DIE BEKEHRUNG DES
HERZENS
a) Viele Menschen
beginnen zu begreifen
b) Die Gültigkeit der Schöpfungsordnung
c) Die Gültigkeit der göttlichen Gebote
d) Die Gültigkeit der kirchlichen Lehre
ALLGEMEINER
ÜBERBLICK:
SECHSTES GEBOT
1) Die Grundlagen
der Liebe
2) Die Zielsetzungen der Liebe
3) Die Liebe als Sakrament
4) Die Keuschheit als Schutz der Liebe
5) Die Gefährdungen der Liebe
6) Die Selbstbefriedigung
7) Die vorehelichen Beziehungen
8) Der Ehebruch
9) Die Scheidung
10) Die Verhütungsmittel
11) Die künstliche Befruchtung
12) Die Sterilisation
13) Die Homosexualität
14) Die Pädophilie
15) Die Bekehrung der Liebe