Von
DDDr. Peter Egger, Brixen
4.
Pornographie
8.
Der Beginn des
Schwachsinns
Beim neunten Gebot
geht es um den Schutz der ehelichen Treue. Dieses Gebot hängt engstens
mit dem sechsten Gebot zusammen. Im Unterschied zum sechsten Gebot geht es aber
beim neunten Gebot nicht um falsche Handlungen, sondern um geistige
Fehlhaltungen gegenüber der Liebe und Treue. Gott weiß, dass alle falschen
Handlungen mit falschen Gedanken und Begierden beginnen, und deshalb setzt er
den Hebel bereits im Herzen des Menschen an.
Wir müssen heute
nüchtern feststellen, dass das ganze Umfeld der Sexualität weitgehend
verseucht ist. Wir erleben auf diesem Gebiet eine solche Flut von Impulsen,
dass es oft fast unmöglich ist, dem Sog dieser Wogen zu widerstehen. Film
und Fernsehen setzen uns fast unter Dauerbeschuss, die Werbung
arbeitet ständig mit Sex-Appeal, Zeitungen und Illustrierte sind
voll von eindeutigen Bildern. Die Phantasie wird in perverser Weise angeregt
und die Begierden werden bewusst aufgepeitscht. Das Herz des Menschen ist
voll sinnlicher Begierden und die Instinkte revoltieren gegen Vernunft und
Sitte.
Die ständige
Überflutung mit sexuellen Reizen führt dazu, dass das Innere des modernen
Menschen häufig von unreinen Gedanken erfüllt wird. Seine Phantasie
gaukelt ihm alle möglichen obszönen Bilder vor. Viele schalten bewusst ihr
"inneres Kino" ein und geben sich sogar perversen Vorstellungen hin.
Manche sind regelrechte Gefangene ihrer unsauberen Phantasien, so dass
sie gar nicht merken, wie sie immer mehr in einen inneren Sumpf
hineingeraten.
Wenn uns die Liebe und die Ehe etwas bedeuten, dann müssen wir mit aller Kraft
versuchen, gegen diese unreinen Gedanken anzukämpfen. Wir müssen dann
konsequent dafür sorgen, dass wir gewisse Bilder, Filme und Zeitungen meiden,
die unsere perverse Phantasie in Schwung bringen. Wir müssen aber auch gewisse Videos
und Romane beiseite lassen. Das ist oft ein Kampf, der viel Wachsamkeit
und Ehrlichkeit gegen sich selbst verlangt.
Die unreinen Gedanken lassen sich oft nur schwer aus dem Herzen vertreiben.
Sie scheinen sich regelrecht in unserem Innern festgefressen zu haben und sind
oft ungeheuer hartnäckig. Wenn wir diese Gedanken vertreiben wollen, müssen wir
uns geistig mit etwas anderem beschäftigen: Unsere Gedanken müssen sich guten
Dingen zuwenden, unsere Aufmerksamkeit sollte sich auf ein gutes Buch oder
einen interessanten Film konzentrieren. Noch besser wäre es, etwas Sinnvolles
zu tun oder das Gespräch mit jemandem zu suchen.
Wenn wir aber das Übel an der Wurzel fassen wollen, dann müssen wir aus tiefstem
Herzen beten: Durch das Gebet kommt der Geist Gottes in unser Herz und
verdrängt die unreinen Gedanken. Oft braucht es ein längeres Gebet, bis der
Geist Gottes die falschen Gedanken aus unseren Herzen verdrängt hat. Aber wenn
wir ausdauernd beten, dann wird unser Herz von aller Verseuchung befreit. In
diesem Kampf um die Reinheit des Herzens sind schließlich auch die geistlichen
Waffen von Bedeutung: So etwa der regelmäßige Empfang der Eucharistie
und des Bußsakraments, die Betrachtung des Kreuzwegs und besonders
auch die Anrufung der Gottesmutter Maria.
Es wird manchmal auch die Frage gestellt, ob es eine Sünde sei, wenn
einem unreine Gedanken in den Sinn kommen. Dazu ist zu sagen, dass der
Einfall von unreinen Gedanken noch keine Sünde ist. Zur Sünde kommt es erst
dann, wenn wir den Gedanken bewusst zustimmen und sie durch unsere
Kreativität und Phantasie noch vertiefen. Wir müssen aber auch alles tun, damit
wir nicht zu unreinen Gedanken angeregt werden: Wer sich ständig mit obszönen
Dingen beschäftigt, darf sich nicht wundern, wenn ihm dann ständig unreine
Gedanken kommen.
In unserer Zeit
kann man auch eine Unmenge von dreckigen Witzen hören. Solche Witze sind heute
überall zu vernehmen: Sie werden in Gasthäusern und Männerrunden
genau so erzählt, wie in Kasernen und Werkstätten; aber auch in Schulen
und in Freizeitzentren geht es bei vielen Witzen um das Thema
Sexualität. Manche "Experten" können immer neue schweinische Witze
erzählen, ja sie scheinen überhaupt nur Witze aus der "untersten
Schublade" zu kennen und tun sich schwer, einen "stubenreinen"
Witz zu erzählen. Viele Männer erzählen auch in Anwesenheit von Frauen und
Mädchen recht anzügliche Witze, und die sind meistens so dumm, dass sie
darüber auch noch lachen.
Die dreckigen Witze erniedrigen die Sexualität zu einer perversen Lust und
zerstören dadurch den tieferen Sinn der Liebe. Sie geben die Sexualität auch
dem Gelächter preis und stellen damit die Ehrfurcht vor den intimen Akten
der Liebe in Frage. Die schweinischen Witze sinken in die Tiefe der Seele,
steigen aber in einem schwachen Augenblick ins Bewusstsein und entzünden dann
so manche Leidenschaften.
Diese gefährlichen und heimtückischen Auswirkungen erfordern, dass wir den
dreckigen Witzen entschieden den Kampf ansagen. Es gibt dazu zwei ganz einfache
Mittel: Wir dürfen selbst keine dreckigen Witze erzählen und dürfen auch
nicht zulassen, dass andere in unserer Gegenwart unanständige Witze erzählen.
Dabei wäre es sehr wichtig, dass vor allem Frauen und Mädchen klar zu verstehen
geben, dass sie in ihrer Anwesenheit keine dreckigen Witze dulden.
Noch verheerender
als die dreckigen Witze wirken die pornographischen Medien. Wir werden heute
mit Tonnen von pornographischem Material eingedeckt und mit immer
härteren pornographischen Filmen und Videos geködert. Das pornographische
Schundzeug wird uns an allen Ecken und Enden aufgedrängt: In jeder Trafik,
in jedem Kiosk, in jedem Bahnhof, auf den Autobahn-Raststätten,
in Videotheken - überall stoßen wir auf Unmengen von Porno. Aber auch
über Fernsehen, Satelliten und Internet können wir jede
Menge Porno beziehen. Die Pornographie ist heute weltweit ein Milliarden-Geschäft
mit den niedrigen Instinkten des Menschen. So machte z. B. vor einigen
Jahren die Pornographie in Dänemark 18 Prozent des gesamten Exports aus!
Die Auswirkungen dieser Pornoflut macht sich überall bemerkbar. Bei der Jugend
wandern die Pornohefte unter der Hand von einem zum andern, man tauscht
pornographische Videos aus oder organisiert gleich pornographische Video-Partys
(von denen die Eltern natürlich nichts merken!) Die Buden unserer
Jugendlichen sind mit freizügigen Bildern verziert (und kaum ein Vater hat den
Mut, die Bilder herunterzureißen!), die Werkstätten der Lehrlinge sind
mit nackten Gestalten auf Autos und Motorrädern behangen, in den Spinds
der Soldaten hängen die Playgirls des Monats. Aber auch das "Mittelalter"
schaut verstohlen seine Pornofilme im Fernsehen an und drückt dann schnell auf
den Knopf, wenn jemand ins Zimmer kommt. Und schließlich sind auch unsere Altersheime
voll von Pornoheften, die als Anregung zum "Alterssex" dienen sollen.
Das Problematische der Pornographie besteht darin, dass sie bei der Sexualität
zu einer Trennung von Person und Körper führt. Wenn aber die Sexualität
nicht mehr an eine Person gebunden ist, dann wird der Körper zu einem reinen Lustobjekt
oder gar zu einer Konsumware. Durch die Pornographie kommt es also zum
Verlust der persönlichen Achtung und Ehrfurcht vor dem anderen Geschlecht und
dadurch zu einer Sexualität, die nicht mehr von der Liebe zu einer
Person bestimmt ist. Das hat schließlich zur Folge, dass die Sexualität
nicht mehr von der Liebe, sondern von den Instinkten bestimmt wird. Auf
diese Weise führt also die Pornographie zu einer völlig falschen
"Programmierung" des Sexualverhaltens: Bei dieser Sexualität geht es
nicht mehr um die intime Begegnung mit dem geliebten Menschen, sondern um die
Lustbefriedigung mittels eines sexuellen Objekts.
Die falsche "Programmierung" durch die Pornographie kann sich in
mehrfacher Weise bemerkbar machen: Sie kann sich auf die Partnerwahl
auswirken, bei der dann nicht mehr die menschlichen, sondern die erotischen
Qualitäten maßgeblich sind. Eine solche Partnerschaft ist dann oft ohne höhere
geistige Werte, und wenn der erotische Ofen aus ist, bleibt nichts als
verglühte Asche. Die Pornographie kann aber auch zu unberechenbaren sexuellen
Handlungen führen und wird nicht selten zum Auslöser von Vergewaltigungen.
Die Pornographie ist schließlich auch eine der Hauptursachen für die rasche
Verbreitung der Pädophilie.
Es muss uns allen klar sein, dass die Pornographie ein unheimliches Gift ist,
das unsere Seelen zerfrisst und die Liebe zerstört. Um die Pornographie zu
bekämpfen, genügt es nicht, dass der Einzelne sich gegen diese Schlammflut
wehrt. Bei der Pornographie müsste der Staat in ganz energischer Weise
durchgreifen und im ureigensten Interesse der Gesellschaft diesem schmutzigen
und verderblichen Geschäft ein Ende bereiten.
Die überspannte
Erotik unserer Gesellschaft macht sich auch in der Kleidung bemerkbar. Es
werden heute vielfach Kleidungsstücke getragen, die eindeutig gegen das
Schamgefühl verstoßen: Gewagte Dekolletés, durchsichtige Blusen, raffiniert
geschnittene Röcke, heiße Minis sind unweigerlich ein Blickfang für
Männeraugen. Aber auch gewisse Modelle von Badeanzügen verletzten das
sittliche Empfindenden. Bei einigen Damen sind so sparsam bemessen, dass sie
nicht einmal Feigenblatt-Format erreichen. Bei den Männer hingegen gibt es
manche Gigolos und Tarzans, die sich in knappen Leopardenfellen präsentieren.
Eine übersteigerte Erotik entdecken wir auch bei gewissen Modeschauen:
Da werden oft Modelle gezeigt, die man nur als schamlos bezeichnen kann. Wir
sollten uns darüber im klaren sein, dass erotisierende Kleider durchaus ihre Wirkung
haben. Provokante Damenbekleidung wird von der Männerwelt manchmal auch als Einladung
verstanden, sich an eine Dame heranzumachen. Häufig kommt es aber auch zu Reaktionen,
die von den Damen nicht beabsichtigt und gewünscht waren. Am deutlichsten wird
das bei manchen Vergewaltigungen, die nachweislich auch durch eine
entsprechend provokante Kleidung ausgelöst werden. In Paris haben z. B. die
Vergewaltigungen nach der Einführung des Minirocks um 300 Prozent zugenommen!
So dürfen wir also bei allem Verständnis für eine schicke Kleidung, die ruhig
auch die Ästhetik des Körpers unterstreichen darf, nicht den Anstand und die
Sitte verletzen. Es ist durchaus möglich, elegant und hübsch gekleidet zu sein,
ohne deswegen aufreizend zu wirken. Es ist auch möglich, flotte und
sonnenfreundliche Badeanzüge zu tragen, ohne deswegen seine Reize zur Schau zu
stellen. Wenn wir bei der Mode wieder mehr Wert auf die Sittlichkeit legen,
können wir viele Verfehlungen und Sünden vermeiden.
Eine erotische
Überreizung lässt sich heute auch bei gewissen Tänzen feststellen: In
verschiedenen Fernsehsendungen treten Tänzer und Tänzerinnen auf, die
fast alle Hüllen fallen lassen. In vielen Diskotheken werden Tänze
aufgeführt, die die Sinne aufheizen und Jungen und Mädchen in sinnliche Ekstase
versetzen. Bei den meisten Rockkonzerten kommt es durch die hämmernden
Rhythmen zur einer Enthemmung und Entfesselung der jungen Leute. Bei vielen
privaten Partys gibt es provokante Tänze mit erotischen Untergriffen.
Alle diese Formen entsprechen nicht mehr dem eigentlichen Wesen des Tanzes. Der
Tanz sollte ein körperlicher Ausdruck der Seele sein. Er sollte von Freude und
Feinheit, aber auch von Anstand und Anmut geprägt sein. Der Tanz darf auch
Ausdruck von Fröhlichkeit und Schabernack sein, aber er darf nie die Würde
des Partners und das Schamgefühl verletzen. Der Tänzer darf eine Tänzerin
umfangen und an sich ziehen, aber er sollte sie nicht unanständig berühren. Die
Tänzerin darf sich an einen Tänzer schmiegen und seine Nähe suchen, aber sie
sollte ihn nicht verführen. Der Tanz darf also zur faszinierenden und
beglückenden Begegnung unter den Geschlechtern führen, aber er sollte nicht die
Grenzen des Schicklichen überschreiten. Gerade in der zarten und
hingebungsvollen Begegnung des Tanzes braucht es ein feines Taktgefühl,
um den Partner nicht durch erotische Aufdringlichkeit zu verletzen. Besonders
Frauen haben ein sehr feines Gespür dafür, ob ein Mann sie beim Tanz als Person
achtet, oder ob er sie nur als ein erotisches Objekt betrachtet.
Wir müssen uns darum bemühen, den Tanz wieder in geordnete Bahnen zu lenken.
Der Tanz muss wieder Ausdruck der Seele und der Kultur werden. Es wird sehr
schwierig sein, gegen bestimmte Entartungen des Tanzes anzukämpfen. Aber es
sollte möglich sein, wenigstens in verschiedenen Vereinen und in privaten
Kreisen eine saubere Tanzkultur zu pflegen.
Eine falsche
Vorstellung von Sexualität zeigt sich auch in der so genannten
"Frei-Körper-Kultur" (FKK). Mit FKK ist das Nacktbaden gemeint, das
heute an vielen Orten gestattet wird. In jedem Campingführer gibt es
ausführliche Hinweise, in welchen Gegenden FKK-Strände zu finden sind. Das FKK-Angebot
nimmt von Jahr zu Jahr zu.
Was ist nun das Problematische an der FKK? Vielleicht kann folgende
Anekdote am besten verständlich machen, welche Gefahr von der FKK ausgeht: Ein
Mann wurde von seinem Freund gefragt, was er denn empfinde, wenn er auf dem
FKK-Strand nackte Frauen sehe. Darauf antwortete der Mann: "Ich
empfinde gar nichts mehr!" Da meinte der Freund: "Du solltest
aber etwas empfinden. Wenn du nichts mehr empfindest, dann bist du nicht
mehr normal." Diese Worte drücken genau die Problematik der
"Frei-Körper-Kultur" aus: Durch die FKK wird nämlich die Nacktheit
etwas so Selbstverständliches, dass sie gar nicht mehr attraktiv wirkt. Auf
diese Weise führt also die selbstverständliche Nacktheit zum Tod der Erotik
und der sexuellen Anziehung! Es muss uns klar sein, dass die Nacktheit
nicht etwas Selbstverständliches, sondern etwas Außergewöhnliches ist. Die
Nacktheit ist daher nicht etwas "ganz Natürliches", sondern etwas
ganz Besonderes! Nur wenn die Nacktheit etwas Außergewöhnliches und
Besonderes bleibt, kann sie ihre Anziehungskraft bewahren. Es ist in diesem
Zusammenhang auch interessant festzustellen, dass die Natur selbst für den
Schutz der Nacktheit sorgt: Sie tut das durch das Schamgefühl, mit dem
sie den Menschen davor bewahrt, sich zu entblößen und sich nackt zu zeigen. Der
Schutz der Nacktheit hat aber noch eine andere fundamentale Bedeutung: Er
ermöglicht die Entstehung von intimen Beziehungen. Solche Beziehungen
können nämlich nur dann entstehen, wenn die Nacktheit auf private und persönliche
Beziehungen beschränkt ist. Wenn aber die Nacktheit öffentlich wird, dann ist
damit auch keine intime und persönliche Beziehung mehr möglich. Auf diese Weise
führt also die selbstverständliche und öffentliche Nacktheit zu einer Gefährdung
der sexuellen Anziehung und der intimen Beziehungen. Aus diesem Grund ist
also die "Frei-Körper-Kultur" ein höchst subtiler Angriff auf die
Sexualität!
Vielleicht hat
Sigmund Freud auch an die Torheit der schamlosen Nacktheit gedacht, als er das
berühmte Wort prägte: "Der Verlust der Scham ist der Beginn des
Schwachsinns." Wenn wir daran denken, zu welchen Folgen die falsch
verstandene Nacktheit führt, dann müssen wir sagen, dass der systematische
Abbau des Schamgefühls in der heutigen Zeit ein hochgradiger Schwachsinn ist.
Wir wollen aber auch daran erinnern, dass es bereits in der Spätantike zu einem
regelrechten Kult der Nacktheit kam. Die Folge war schon damals eine
schleichende Zerstörung der Sexualität. Langfristig führt der Kult der
Erotik und der Sexualität zum Verfall und Untergang eines Volkes: Nach einer
anfänglichen Überbetonung der Sexualität folgt oft eine zunehmende Gleichgültigkeit
und Impotenz, die auch durch ein Aphrodisiakum und Viagrah nicht mehr
aufzuhalten ist. An alle diese Dinge gilt es zu denken, wenn man die heutige
Fehlentwicklung im sexuellen Bereich verstehen will.
Nach dieser
kritischen Betrachtung des erotischen Umfelds wollen wir nun auf das
eigentliche Anliegen des neunten Gebots zu sprechen kommen. Das neunte Gebot
betrifft in erster Linie die geistige Treue gegenüber dem Ehepartner.
Bei der kirchlichen Hochzeit versprechen sich die Partner die immerwährende
Treue. Viele Männer und Frauen sind ihrem Ehepartner auch wirklich ein Leben
lang treu, zumindest nach außen hin. Aber wie schaut es in ihrem Inneren aus?
Sind sie ihrem Partner auch geistig treu? Ist es nicht so, dass viele
verheiratete Leute bereits nach einigen Jahren lüstern nach anderen Männern
und Frauen Ausschau halten?! Wie viel verheiratete Männer und Frauen
stellen sich in ihrem Inneren vor, wie es wäre, wenn sie mit einem anderen
Partner oder einer anderen Partnerin beisammen wären?! Für den Christen ist
auch diese geistige Untreue ein Ehebruch. Christus selbst sagt:
"Wer eine Frau auch nur lüstern ansieht, hat in seinem Herzen schon
Ehebruch mit ihr begangen." (Mt 5,28) Dieses Wort Jesu weist uns darauf
hin, dass wir auch in unserem Herzen um die Treue bemüht sein müssen. Dieses
Bemühen um die geistige Treue ist letztlich auch die beste Voraussetzung
dafür, dass wir in der Praxis treu bleiben.
Neben der geistigen Treue verlangt das neunte Gebot auch ein korrektes
Verhalten der Verheirateten gegenüber anderen Männern und Frauen. Das
Verhalten von Ehemännern und Ehefrauen sollte stets von einer gewissen Zurückhaltung
geprägt sein: Sie werden zwar dem anderen Geschlecht freundlich und hilfsbereit
begegnen, aber sie werden doch einen gewissen inneren Abstand halten. Sie
sollten sich auch darum bemühen, ihre Blicke zu kontrollieren, um keine
falschen Erwartungen zu wecken; sie sollten keine zweideutige Sprache
verwenden und keine Anspielungen machen. Sie werden auch bei ihren Gesten
vorsichtig sein und nicht durch zu intensive Küsse und Körperberührungen
falsche Vorstellungen wecken. Sie achten darauf, dass sie bei der Wahl von Geschenken
keine zu persönlichen Präsents wie Parfums und Goldketten aussuchen, die den
anderen zu persönlich berühren oder gar verpflichten und binden. Sie vermeiden
es, am Arbeitsplatz allzu private Gespräche zu führen und unternehmen
mit den Kolleginnen und Kollegen des Betriebs auch keine allzu privaten
Geschäftsreisen. Sie wissen schließlich auch, dass es im Fasching und im
Urlaub keine Aufhebung der Zehn Gebote gibt. Es sollte daher auch keinen
"Kurschatten" im Thermalbad und keine Safari-Bekanntschaft
in Kenia geben. Auch das "Apres-Ski" und die gemischte Sauna
sollen nicht verharmlost werden, und schließlich soll auch keiner glauben, dass
es "auf der Alm keine Sünd' gibt". Ein korrektes Verhalten ist
auch gegenüber den Ehepartnern unserer besten Freunde angesagt: Der
lockere Umgang im engsten Freundeskreis hat schon mehrmals dazu geführt, dass
plötzlich der Funke zu den Ehepartnern der Freunde übergesprungen ist und eine
leidenschaftliche Beziehung ausgelöst hat. Wenn Eheleute schließlich ganz
allgemein ihr Verhalten gegenüber anderen Männern und Frauen überprüfen wollen,
dann brauchen sie sich in gewissen Situationen nur die Frage zu stellen: Was
würde mein Mann bzw. meine Frau sagen, wenn er bzw. sie mich jetzt sehen würde?
Diese ehrliche Gewissensfrage würde viele falschen Verhaltensweisen von
vornherein unterbinden.
Das neunte Gebot
verpflichtet aber auch die Unverheirateten zum korrekten Umgang mit
verheirateten Personen. Ein unverheirateter Mann darf nicht eine Frau
begehren, wenn er weiß, dass sie verheiratet ist. Auch eine unverheiratete Frau
darf nicht nach einem Mann Ausschau halten, wenn dieser bereits gebunden ist.
Leider wird dieses Gebot in der Praxis oft nicht eingehalten. Für manche ledige
Frauen scheinen verheiratete Männer besonders interessant zu sein, aber
auch manche ledige Männer haben es auf verheiratete Frauen abgesehen.
Sie signalisieren verheirateten Personen ihre Bereitschaft und beschwören
dadurch oft großes Elend herauf. Ledige Personen sollten sich auch dann nicht
an verheiratete Personen heranmachen, wenn deren Ehe in Krise ist. Durch
ihr Eindringen in eine Ehe werden deren Probleme sicher nicht geringer, sondern
nur noch größer. Das neunte Gebot muss also unbedingt auch von den ledigen
Männern und Frauen eingehalten werden.
Alle diese Überlegungen sollten uns bewusst gemacht haben, wie wichtig das
neunte Gebot ist. Wenn wir heute eine glückliche und stabile Ehe aufbauen
wollen, dann ist die Einhaltung dieses Gebots die unbedingte Voraussetzung
dazu. Dieses Gebot verpflichtet uns aber auch, für ein gesundes geistiges
Umfeld zu sorgen und den erotischen Sumpf trockenzulegen.
NEUNTES GEBOT: DU
SOLLST NICHT BEGEHREN DEINES NÄCHSTEN FRAU!
1) Das verseuchte
Umfeld
2) Unreine Gedanken
3) Dreckige Witze
4) Pornographie
5) Aufreizende Kleidung
6) Erotische Tänze
7) Frei-Körper-Kultur
8) Der Beginn des Schwachsinns
9) Korrektes Verhalten
10) Die Unverheirateten