Es war dies der erste "Tag der Hauskirche"
im Rahmen der "Initiative Hauskirche". Im Folgenden ein
"Gedankenprotokoll".
Nach dem Morgenlob sprach Bischof Klaus Küng über die "Vision der
Hauskirche"
Bischof
Küng begann seinen Vortrag mit der Aufforderung: "Familie werde, was du
bist!"
Aus den Familien entstehen die kommenden Familien und damit auch die
Kirche. In den Familien entstehen die Berufungen!
"Familie
werde, was du bist!"
Die
Familie muss sich heute unter stark veränderten Lebensverhältnissen bewähren,
alleine schon durch die große zeitliche Vereinnahmung der einzelnen
Familienmitglieder. Was kann da ein Laie, ein Priester, ein Bischof tun? Jemand
hat Bischof Küng gesagt: "Herr Bischof, sie predigen eigentlich viel -
aber die "anderen" beginnen schon um 6 Uhr früh (eigentlich berieseln
uns Radio und Fernsehen rund um die Uhr)!"
Die
Glaubensvermittlung ist ein großes Problem. Die Kinder sind schon in jungen
Jahren mit einer Vielfalt von Meinungen konfrontiert. Man delegiert viele
Aufgaben der Familie, auch die religiöse Erziehung der Kinder und schickt sie
z.B. in die Klosterschule. Aber auch die Schule ist Abglanz der Gesellschaft,
so gibt es auch dort nur einzelne Gehversuche des Glaubens. Man sieht daher,
wie wichtig gerade heute die Familie für die religiöse Erziehung der Kinder
ist.
Das
Materielle allein macht nicht glücklich! Die gute schulische Ausbildung ist
zwar ein wertvolles Gut, aber nicht das Wichtigste. Wir kommen zurück zur
Frage: "Was ist das Leben?" und "Wozu sind wir da?".
Das
Nachdenken über die Bedeutung der Hauskirche kann eine Grundlage sein. Der
Angelpunkt der Gesellschaft ist die Familie!
Christliche Familien, wacht auf! Jeder ist berufen, nach seinen
Möglichkeiten mitzuarbeiten.
Es müssen daher die Pfarren umlernen und die Familien begleiten und ihnen
beistehen. Der Ehebund ist ja Abbild der Liebe des dreifaltigen Gottes, daher
ist Christus der große Begleiter der Ehepaare, die ihrerseits in ihren Kindern
Christus gebären.
Jene
Familien, die "Hauskirche" leben, kommen nicht nur zusammen, um zu
beten oder Kerzen anzuzünden. Das ist alles wichtig und gut, aber es wäre zu
wenig.
Hauskirche
ist eine Schule des Lebens
Es geht unter anderem um die rechte Familienkultur, das gemeinsame Essen, um
das richtige "Sonntag-Feiern". Die Kinder sollten gerne mit den
Eltern den Sonntag verbringen. In der Hauskirche lernt man praktische Tugenden:
Was man tun muss, um gut zu sein, wie man richtig mit Konflikten umgeht u.a.m.
Die Verhaltensforschung zeigt, dass die Jugendlichen viele Verhaltensweisen der
Eltern übernehmen - den Fernsehkonsum, das Rauchen, Trinken ... Natürlich
übernehmen sie auch das vorbildhafte Verhalten - den sonntäglichen Messbesuch,
richtige Konfliktlösungen ...
Hauskirche
ist eine Erziehung zur Liebe
Die Erziehung zur Liebe beginnt schon sehr bald. Dem Kleinkind kann man nicht
alles erlauben und man muss ihm Grenzen setzen, damit es leichter fähig wird,
sich in die Gemeinschaft einzuordnen. Auch eine altersgemäße Sexualerziehung
schon vor dem Kontakt mit negativen Einflüssen von außen ist erstrebenswert.
Hauskirche
ist eine Erziehung zum Glauben
Der Glaube wird durch kleine Dinge des Alltags gefestigt. Die Familie wird
bestrebt sein, eine vernünftige Gebetspraxis zu haben; vom einfachen Tischgebet
bis zur gemeinsamen Wallfahrt. Die Kreativität der Familien ist gefragt! Die
Familie kann sich auf den Heiligen Geist stützen. Durch Taufe und Firmung haben
wir Gott mit uns! Jeder in der Familie ist gerufen, im Glauben mitzutun.
Die
"Initiative Hauskirche" ist keine Bewegung im engen Sinn des Wortes.
Die Initiative Hauskirche soll zu einer religiösen Neubesinnung in der Familie
führen und ein Aufwachen der Bevölkerung bewirken.
Die Initiative Hauskirche will dazu IMPULSE geben; nicht durch philosophische
Abhandlungen sondern durch praktische Hilfen. Es gibt daher Arbeitskreise, die
sich besonderer Problemstellungen angenommen haben. Es werden Symposien
veranstaltet, jedes Jahr gibt es einen "Tag der Hauskirche". Es sind
schon Schriften herausgegeben worden und es werden weitere Schriften zur
Katechese folgen.
Jeder hat Zugang zur umfangreichen "Homepage" der Hauskirche. Diese
Homepage bietet unter "www.hauskirche.at" eine Fülle von
Informationen an. Sie finden speziell für die Familien ausgesuchte
"links": Kochrezepte, Bildungsmöglichkeiten, aktueller Nachrichten
... und "links" zu Behörden und Ämtern und religiösen Internetseiten.
Jeder ist eingeladen, sich der Initiative Hauskirche anzuschließen - ohne
Anmeldung, Mitgliedskarte und Mitgliedsgebühr!
Dr.
Silvo Krcmery schilderte im Anschluss an die Begrüßung durch Bischof Küng die
Situation einer "Hauskirche im Untergrund".
Der betagte Referent blickte auf eine langjährige Arbeit für die
Untergrundkirche zurück. Die für uns wichtigsten Punkte kann man kurz
zusammenfassen:
Eine
gute Ausbildung der Christen ist sehr wichtig. Am meisten litten halbgebildete
Christen unter der kommunistischen Verfolgung.
Um
in Isolation geistig überleben zu können ist es wichtig, viele Bibeltexte
auswendig zu können. Im Gefängnis kann man die Schrifttexte meditieren und
daraus geistlichen Gewinn schöpfen.
Christlich
gefestigte Häftlinge haben nicht selten ihre Aufseher missioniert.
Wenn
in der Verfolgung das religiöse Wissen von großer Bedeutung war so schützt es
heute vor der zunehmenden Tendenz zum Selbstmord.
In
einer Verfolgungszeit ermöglicht eine gute "vertikale" Struktur einen
glaubensverstärkenden Informationsfluss von den Verantwortlichen zu den
Basisgruppen. Der "horizontale" Austausch zwischen den christlichen
Gruppen ist in einer Verfolgung nicht möglich.
In
der Verfolgung hat sich gezeigt, dass die Familie den Glauben retten kann.
Eine
"Heilige Stunde" vereinigte die Familien im Gebet vor dem
Allerheiligsten.
Anbetungslieder und Besinnungstexte führten zur tiefen Verehrung der
Eucharistie.
Mit großer Freude empfingen die Familien den eucharistischen Segen von Dr.
Herbert Madinger, dessen Herz für die Familien brennt und der die ganze Zeit
anwesend war.
Am
Nachmittag wurden Lebenszeugnisse vorgestellt, einige Auszüge:
Ehepaar
Mitter - Unser Hausheiligtum - Ort der Gnade im eigenen Haus.
Das Ehepaar Mitter gab Zeugnis davon, wie durch das "Hausheiligtum"
der Schönstadt-Bewegung Familie gelingen kann und lebendig wird im einfachen
täglichen Leben. Zur Kollekte wurde auch ein Krug mit der Aufschrift "Sie
haben keinen Wein mehr" durch die Reihen der Gläubigen gereicht, damit
jeder dort hinein sein "Wasser" geben kann, das Christus in Wein
verwandeln wird.
Frau
Heinisch - Allein im Glauben.
Frau Heinisch schilderte das Leben einer glücklich verheirateten Frau, die aber
den Weg des Glaubens alleine gehen muss. Die bewusste Entscheidung zum Glauben
wirkt sich aber auch bei diesem schweren Glaubensweg segensreich auf die ganze
Familie aus. Der Alltag erscheint oft wie ein umgedrehter Teppich. Dreht man
ihn aber um, dann erkennt man die Farben in ihrer vollen Pracht.
Herr
Weinlich - Hausmann
Herr Weinlich beschrieb das Leben eines Hausmanns, das er auf Grund seiner
Arbeitslosigkeit zu führen begann. Für jede "Nur-Hausfrau" waren die
Ausführungen von Herrn Weinlich reiner Balsam. Nun schilderte ein Mann die
Probleme von Haushalt, Kindererziehung, Einsamkeit und scheinbarer Monotonie.
Damit einem die "Decke nicht auf den Kopf fällt", kann man nur mit
Jesus im Herzen an die Arbeit gehen und man muss sich eine geistliche Aufgabe
suchen.
Frau
Lamplmair - Ehe in Krisen
Eine junge, verheiratete Frau erzählt von ihrer Abtreibung, der Zeit
danach, einem Selbstmordversuch und dem Weg aus der tiefen Nacht. Ihre
Entscheidung, von ihrem "größten Fehler" zu sprechen, ihre
Tagebuchaufzeichnungen, die Gespräche mit ihrer Psychotherapeutin und vielen
Freunden halfen ihr, wieder ein glückliches Familienleben führen zu können.
Ihre nach den Tagebuchaufzeichnungen geschriebene Geschichte und viele Beiträge
rund um die Problematik des Schwangerschaftsabbruches sind Mitte November unter
dem Titel "Ich nannte sie Nadine" erschienen. (Denkmayr Verlag - ISBN
3-901838-91-0, 215 Seiten, ATS 130.-) Dieses Buch sollte weit verbreitet
werden, denn es kann viele Abtreibungen verhindern. Bestellung
auch direkt bei Frau Lamplmair (mit dem Verkaufserlös werden
Informationsbroschüren an Gynäkologen und Spitäler verteilt).
Ehepaar
Waismayer - Unsere Fruchtbarkeit - Geschenk und Aufgabe
Dieses junge Ehepaar schilderte seinen Umgang mit der natürlichen
Empfängnisregelung sehr lebendig und praxisbezogen. Die Kenntnis und der Umgang
mit der Fruchtbarkeit von Mann und Frau führt zu einem tiefen Verstehen des
Ehepartners und zur größeren Ehrfurcht vor dem Leben. Ein junges Ehepaar sagt
bewusst ja zu vier Kindern obwohl alle durch Kaiserschnitt zur Welt kommen.
Das, was für viele Ärzte ein Grund zur Abtreibung wäre, wird zum Segen für die
Familie.
Die Eucharistiefeier
mit Kardinal Schönborn bildete den Höhepunkt des Tages.
In
seiner Predigt forderte der Kardinal die Familien auf, in Treue den Weg
der Kirche zu gehen. Anknüpfend an das endzeitliche Evangelium des Tages
ermutigte der Kardinal zur unerschütterlichen Hoffnung. Auch angesichts von
Verfolgung und Sturm brauchen wir keine Angst zu haben, wenn wir einen
beständigen Glauben haben. Die betende Familie ist ein Garant für diese
Hoffnung.
Kardinal Schönborn betonte, welches Glück es sei, "eine Familie zu haben,
in der man in Frieden aufwachsen kann". Der Weg Gottes führe über die
Familien, weil man in ihnen das lerne, was man für das Leben unbedingt brauche.
Dort, wo Menschen als christliche Familie zusammen leben, werde auch die
Haltung des Glaubens gelernt. Schönborn:
"Familien,
in denen der Glaube gelebt wird, werden zu Zufluchtsstätten, in denen man
Zugang zur Kirche findet".
In
einem bewegenden Beispiel schilderte der Kardinal die Bedeutung des Vorbildes
der Eltern. Anlässlich der Einkleidung einer jungen Ordensschwester fragte
er diese nach ihrem tiefsten religiösen Erlebnis. Die Schwester berichtete:
"Ich war noch klein, als ich eines Tages ohne zu Klopfen in das
Schlafzimmer meiner Eltern stürmte". Ich öffnete die Türe und fand meine
Eltern kniend am Boden - sie beteten! Das war mein stärkstes religiöses
Erlebnis!"
Nach
der Predigt erfolgte die Erneuerung des Eheversprechens der anwesenden
Paare nach folgendem Text:
Liebe Eheleute, einmal habt ihr vor Gott den Bund der Ehe geschlossen und
täglich lebt ihr in diesem Bund vor Gott. Eure gegenseitige Liebe und Zuneigung
ist das Abbild der Liebe Christi zu seiner Kirche.
Seid
ihr bereit, bewusst diesen Bund zu erneuern und damit in Worten zu bekräftigen,
wozu ihr berufen seid: Zeugnis zu geben von Christi Liebe und der Treue Gottes?
Antwort: Ich bin bereit!
Seid
ihr bereit, euren Ehegatten zu lieben, zu achten und ihm die Treue zu halten in
guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, alle Tage eures Lebens? Antwort:
Ich bin bereit!
Seid
ihr bereit, alle Kinder anzunehmen, die Gott euch schenkt und sie im Geist
Christi und seiner Kirche zu erziehen? Antwort: Ich bin bereit!
Seid
ihr bereit als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der
Welt zu übernehmen? Antwort: Ich bin bereit!
Gott
der Herr hat euch verbunden. Er ist treu. Er wird zu euch stehen und das Gute,
das er begonnen hat, vollenden.
Ich bitte euch:
Nehmt euch auch jener Mütter und Väter an, die alleine für ihre Kinder
Verantwortung tragen. Seid ihnen Helfer und schließt sie in eure Gebete ein.
Die
Eucharistiefeier wurde vom Kinderchor KISI-KIDS musikalisch umrahmt.
Mindestens 50 Kinder zwischen vier und 12 Jahren zeigten, dass Frömmigkeit auch
Kindern zugänglich ist. Dem Chor ist zu wünschen, dass er in ganz Österreich
bekannt wird. Singend und tanzend - also mit dem ganzen Körper - werden die
Kinder behutsam in die Geheimnisse des Glaubens eingeführt.
Der feierliche
Schlusssegen war ganz auf die Familien abgestimmt und lautete:
Gütiger
Vater, du hast deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, der Obhut der
heiligen Familie anvertraut.
Auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria und des Heiligen Josef
bitten wir dich:
Schenke den Kindern deinen Segen, beschütze sie an Leib und Seele und begleite
sie durch ihr Leben.
Segne die Familien, damit sie ein Ort der Geborgenheit und Liebe sind.
Stärke die Väter und Mütter in ihrer Verantwortung
und sei all jenen ein besonderer Beistand, die allein für ihre Kinder sorgen.
Nach
dem Schlusssegen vollzogen alle Familien die Weihe an Maria, der Königin der Familien. Die
Weihetexte waren auf einem Gebetsbildchen, das alle Anwesenden erhielten.
Zum
Schluss bestand für alle Familien die Möglichkeit, sich durch Bischof Küng und
Kardinal Schönborn segnen zu lassen. Alle Familien nahmen dieses Angebot in
Anspruch.
Die Bischöfe legten den Eltern und Kindern die Hände auf und spendeten den Familiensegen:
"Gott,
der allmächtige Vater, bewahre euch in seiner Liebe
und der Friede Christi wohne stets in eurem Haus."