Tag der Hauskirche -
Wien, 17.11.2001

Es war dies der erste "Tag der Hauskirche" im Rahmen der "Initiative Hauskirche". Im Folgenden ein "Gedankenprotokoll".
Nach dem Morgenlob sprach Bischof Klaus Küng über die "Vision der Hauskirche"

Vision der Hauskirche

Bischof Küng begann seinen Vortrag mit der Aufforderung: "Familie werde, was du bist!"
Aus den Familien entstehen die kommenden Familien und damit auch die Kirche. In den Familien entstehen die Berufungen!

"Familie werde, was du bist!"

Die Herausforderung ist groß!

Die Familie muss sich heute unter stark veränderten Lebensverhältnissen bewähren, alleine schon durch die große zeitliche Vereinnahmung der einzelnen Familienmitglieder. Was kann da ein Laie, ein Priester, ein Bischof tun? Jemand hat Bischof Küng gesagt: "Herr Bischof, sie predigen eigentlich viel - aber die "anderen" beginnen schon um 6 Uhr früh (eigentlich berieseln uns Radio und Fernsehen rund um die Uhr)!"

Wer vermittelt den Gauben?

Die Glaubensvermittlung ist ein großes Problem. Die Kinder sind schon in jungen Jahren mit einer Vielfalt von Meinungen konfrontiert. Man delegiert viele Aufgaben der Familie, auch die religiöse Erziehung der Kinder und schickt sie z.B. in die Klosterschule. Aber auch die Schule ist Abglanz der Gesellschaft, so gibt es auch dort nur einzelne Gehversuche des Glaubens. Man sieht daher, wie wichtig gerade heute die Familie für die religiöse Erziehung der Kinder ist.

Die Zeit ist reif für einen Nachdenkprozess!

Das Materielle allein macht nicht glücklich! Die gute schulische Ausbildung ist zwar ein wertvolles Gut, aber nicht das Wichtigste. Wir kommen zurück zur Frage: "Was ist das Leben?" und "Wozu sind wir da?".

Was können wir tun?

Das Nachdenken über die Bedeutung der Hauskirche kann eine Grundlage sein. Der Angelpunkt der Gesellschaft ist die Familie!
Christliche Familien, wacht auf! Jeder ist berufen, nach seinen Möglichkeiten mitzuarbeiten.
Es müssen daher die Pfarren umlernen und die Familien begleiten und ihnen beistehen. Der Ehebund ist ja Abbild der Liebe des dreifaltigen Gottes, daher ist Christus der große Begleiter der Ehepaare, die ihrerseits in ihren Kindern Christus gebären.

Was also ist Hauskirche?

Jene Familien, die "Hauskirche" leben, kommen nicht nur zusammen, um zu beten oder Kerzen anzuzünden. Das ist alles wichtig und gut, aber es wäre zu wenig.

Hauskirche ist eine Schule des Lebens
Es geht unter anderem um die rechte Familienkultur, das gemeinsame Essen, um das richtige "Sonntag-Feiern". Die Kinder sollten gerne mit den Eltern den Sonntag verbringen. In der Hauskirche lernt man praktische Tugenden: Was man tun muss, um gut zu sein, wie man richtig mit Konflikten umgeht u.a.m. Die Verhaltensforschung zeigt, dass die Jugendlichen viele Verhaltensweisen der Eltern übernehmen - den Fernsehkonsum, das Rauchen, Trinken ... Natürlich übernehmen sie auch das vorbildhafte Verhalten - den sonntäglichen Messbesuch, richtige Konfliktlösungen ...

Hauskirche ist eine Erziehung zur Liebe
Die Erziehung zur Liebe beginnt schon sehr bald. Dem Kleinkind kann man nicht alles erlauben und man muss ihm Grenzen setzen, damit es leichter fähig wird, sich in die Gemeinschaft einzuordnen. Auch eine altersgemäße Sexualerziehung schon vor dem Kontakt mit negativen Einflüssen von außen ist erstrebenswert.

Hauskirche ist eine Erziehung zum Glauben
Der Glaube wird durch kleine Dinge des Alltags gefestigt. Die Familie wird bestrebt sein, eine vernünftige Gebetspraxis zu haben; vom einfachen Tischgebet bis zur gemeinsamen Wallfahrt. Die Kreativität der Familien ist gefragt! Die Familie kann sich auf den Heiligen Geist stützen. Durch Taufe und Firmung haben wir Gott mit uns! Jeder in der Familie ist gerufen, im Glauben mitzutun.

Wie kann man mittun?

Die "Initiative Hauskirche" ist keine Bewegung im engen Sinn des Wortes. Die Initiative Hauskirche soll zu einer religiösen Neubesinnung in der Familie führen und ein Aufwachen der Bevölkerung bewirken.
Die Initiative Hauskirche will dazu IMPULSE geben; nicht durch philosophische Abhandlungen sondern durch praktische Hilfen. Es gibt daher Arbeitskreise, die sich besonderer Problemstellungen angenommen haben. Es werden Symposien veranstaltet, jedes Jahr gibt es einen "Tag der Hauskirche". Es sind schon Schriften herausgegeben worden und es werden weitere Schriften zur Katechese folgen.
Jeder hat Zugang zur umfangreichen "Homepage" der Hauskirche. Diese Homepage bietet unter "www.hauskirche.at" eine Fülle von Informationen an. Sie finden speziell für die Familien ausgesuchte "links": Kochrezepte, Bildungsmöglichkeiten, aktueller Nachrichten ... und "links" zu Behörden und Ämtern und religiösen Internetseiten.
Jeder ist eingeladen, sich der Initiative Hauskirche anzuschließen - ohne Anmeldung, Mitgliedskarte und Mitgliedsgebühr!

Hauskirche im Untergrund

Dr. Silvo Krcmery schilderte im Anschluss an die Begrüßung durch Bischof Küng die Situation einer "Hauskirche im Untergrund".
Der betagte Referent blickte auf eine langjährige Arbeit für die Untergrundkirche zurück. Die für uns wichtigsten Punkte kann man kurz zusammenfassen:

Eine gute Ausbildung der Christen ist sehr wichtig. Am meisten litten halbgebildete Christen unter der kommunistischen Verfolgung.

Um in Isolation geistig überleben zu können ist es wichtig, viele Bibeltexte auswendig zu können. Im Gefängnis kann man die Schrifttexte meditieren und daraus geistlichen Gewinn schöpfen.

Christlich gefestigte Häftlinge haben nicht selten ihre Aufseher missioniert.

Wenn in der Verfolgung das religiöse Wissen von großer Bedeutung war so schützt es heute vor der zunehmenden Tendenz zum Selbstmord.

In einer Verfolgungszeit ermöglicht eine gute "vertikale" Struktur einen glaubensverstärkenden Informationsfluss von den Verantwortlichen zu den Basisgruppen. Der "horizontale" Austausch zwischen den christlichen Gruppen ist in einer Verfolgung nicht möglich.

In der Verfolgung hat sich gezeigt, dass die Familie den Glauben retten kann.

Heilige Stunde

Eine "Heilige Stunde" vereinigte die Familien im Gebet vor dem Allerheiligsten.
Anbetungslieder und Besinnungstexte führten zur tiefen Verehrung der Eucharistie.
Mit großer Freude empfingen die Familien den eucharistischen Segen von Dr. Herbert Madinger, dessen Herz für die Familien brennt und der die ganze Zeit anwesend war.

Lebenszeugnisse

Am Nachmittag wurden Lebenszeugnisse vorgestellt, einige Auszüge:

Ehepaar Mitter - Unser Hausheiligtum - Ort der Gnade im eigenen Haus.
Das Ehepaar Mitter gab Zeugnis davon, wie durch das "Hausheiligtum" der Schönstadt-Bewegung Familie gelingen kann und lebendig wird im einfachen täglichen Leben. Zur Kollekte wurde auch ein Krug mit der Aufschrift "Sie haben keinen Wein mehr" durch die Reihen der Gläubigen gereicht, damit jeder dort hinein sein "Wasser" geben kann, das Christus in Wein verwandeln wird.
 

Frau Heinisch - Allein im Glauben.
Frau Heinisch schilderte das Leben einer glücklich verheirateten Frau, die aber den Weg des Glaubens alleine gehen muss. Die bewusste Entscheidung zum Glauben wirkt sich aber auch bei diesem schweren Glaubensweg segensreich auf die ganze Familie aus. Der Alltag erscheint oft wie ein umgedrehter Teppich. Dreht man ihn aber um, dann erkennt man die Farben in ihrer vollen Pracht.
 

Herr Weinlich - Hausmann
Herr Weinlich beschrieb das Leben eines Hausmanns, das er auf Grund seiner Arbeitslosigkeit zu führen begann. Für jede "Nur-Hausfrau" waren die Ausführungen von Herrn Weinlich reiner Balsam. Nun schilderte ein Mann die Probleme von Haushalt, Kindererziehung, Einsamkeit und scheinbarer Monotonie. Damit einem die "Decke nicht auf den Kopf fällt", kann man nur mit Jesus im Herzen an die Arbeit gehen und man muss sich eine geistliche Aufgabe suchen.
 

Frau Lamplmair - Ehe in Krisen
Eine junge, verheiratete Frau erzählt von ihrer Abtreibung, der Zeit danach, einem Selbstmordversuch und dem Weg aus der tiefen Nacht. Ihre Entscheidung, von ihrem "größten Fehler" zu sprechen, ihre Tagebuchaufzeichnungen, die Gespräche mit ihrer Psychotherapeutin und vielen Freunden halfen ihr, wieder ein glückliches Familienleben führen zu können.
Ihre nach den Tagebuchaufzeichnungen geschriebene Geschichte und viele Beiträge rund um die Problematik des Schwangerschaftsabbruches sind Mitte November unter dem Titel "Ich nannte sie Nadine" erschienen. (Denkmayr Verlag - ISBN 3-901838-91-0, 215 Seiten, ATS 130.-) Dieses Buch sollte weit verbreitet werden, denn es kann viele Abtreibungen verhindern. Bestellung auch direkt bei Frau Lamplmair (mit dem Verkaufserlös werden Informationsbroschüren an Gynäkologen und Spitäler verteilt).
 

Ehepaar Waismayer - Unsere Fruchtbarkeit - Geschenk und Aufgabe
Dieses junge Ehepaar schilderte seinen Umgang mit der natürlichen Empfängnisregelung sehr lebendig und praxisbezogen. Die Kenntnis und der Umgang mit der Fruchtbarkeit von Mann und Frau führt zu einem tiefen Verstehen des Ehepartners und zur größeren Ehrfurcht vor dem Leben. Ein junges Ehepaar sagt bewusst ja zu vier Kindern obwohl alle durch Kaiserschnitt zur Welt kommen. Das, was für viele Ärzte ein Grund zur Abtreibung wäre, wird zum Segen für die Familie.

Eucharistiefeier mit Kardinal Schönborn

Die Eucharistiefeier mit Kardinal Schönborn bildete den Höhepunkt des Tages.

In seiner Predigt forderte der Kardinal die Familien auf, in Treue den Weg der Kirche zu gehen. Anknüpfend an das endzeitliche Evangelium des Tages ermutigte der Kardinal zur unerschütterlichen Hoffnung. Auch angesichts von Verfolgung und Sturm brauchen wir keine Angst zu haben, wenn wir einen beständigen Glauben haben. Die betende Familie ist ein Garant für diese Hoffnung.
Kardinal Schönborn betonte, welches Glück es sei, "eine Familie zu haben, in der man in Frieden aufwachsen kann". Der Weg Gottes führe über die Familien, weil man in ihnen das lerne, was man für das Leben unbedingt brauche. Dort, wo Menschen als christliche Familie zusammen leben, werde auch die Haltung des Glaubens gelernt. Schönborn:

"Familien, in denen der Glaube gelebt wird, werden zu Zufluchtsstätten, in denen man Zugang zur Kirche findet".

In einem bewegenden Beispiel schilderte der Kardinal die Bedeutung des Vorbildes der Eltern. Anlässlich der Einkleidung einer jungen Ordensschwester fragte er diese nach ihrem tiefsten religiösen Erlebnis. Die Schwester berichtete: "Ich war noch klein, als ich eines Tages ohne zu Klopfen in das Schlafzimmer meiner Eltern stürmte". Ich öffnete die Türe und fand meine Eltern kniend am Boden - sie beteten! Das war mein stärkstes religiöses Erlebnis!"

Nach der Predigt erfolgte die Erneuerung des Eheversprechens der anwesenden Paare nach folgendem Text:
Liebe Eheleute, einmal habt ihr vor Gott den Bund der Ehe geschlossen und täglich lebt ihr in diesem Bund vor Gott. Eure gegenseitige Liebe und Zuneigung ist das Abbild der Liebe Christi zu seiner Kirche.

Seid ihr bereit, bewusst diesen Bund zu erneuern und damit in Worten zu bekräftigen, wozu ihr berufen seid: Zeugnis zu geben von Christi Liebe und der Treue Gottes? Antwort: Ich bin bereit!

Seid ihr bereit, euren Ehegatten zu lieben, zu achten und ihm die Treue zu halten in guten und in bösen Tagen, in Gesundheit und Krankheit, alle Tage eures Lebens? Antwort: Ich bin bereit!

Seid ihr bereit, alle Kinder anzunehmen, die Gott euch schenkt und sie im Geist Christi und seiner Kirche zu erziehen? Antwort: Ich bin bereit!

Seid ihr bereit als christliche Eheleute Mitverantwortung in der Kirche und in der Welt zu übernehmen? Antwort: Ich bin bereit!

Gott der Herr hat euch verbunden. Er ist treu. Er wird zu euch stehen und das Gute, das er begonnen hat, vollenden.
Ich bitte euch:
Nehmt euch auch jener Mütter und Väter an, die alleine für ihre Kinder Verantwortung tragen. Seid ihnen Helfer und schließt sie in eure Gebete ein.

Die Eucharistiefeier wurde vom Kinderchor KISI-KIDS musikalisch umrahmt. Mindestens 50 Kinder zwischen vier und 12 Jahren zeigten, dass Frömmigkeit auch Kindern zugänglich ist. Dem Chor ist zu wünschen, dass er in ganz Österreich bekannt wird. Singend und tanzend - also mit dem ganzen Körper - werden die Kinder behutsam in die Geheimnisse des Glaubens eingeführt.

Der feierliche Schlusssegen war ganz auf die Familien abgestimmt und lautete:

Gütiger Vater, du hast deinen Sohn, unseren Herrn Jesus Christus, der Obhut der heiligen Familie anvertraut.
Auf die Fürsprache der allerseligsten Jungfrau Maria und des Heiligen Josef bitten wir dich:
Schenke den Kindern deinen Segen, beschütze sie an Leib und Seele und begleite sie durch ihr Leben.
Segne die Familien, damit sie ein Ort der Geborgenheit und Liebe sind.
Stärke die Väter und Mütter in ihrer Verantwortung
und sei all jenen ein besonderer Beistand, die allein für ihre Kinder sorgen.

Nach dem Schlusssegen vollzogen alle Familien die Weihe an Maria, der Königin der Familien. Die Weihetexte waren auf einem Gebetsbildchen, das alle Anwesenden erhielten.

Zum Schluss bestand für alle Familien die Möglichkeit, sich durch Bischof Küng und Kardinal Schönborn segnen zu lassen. Alle Familien nahmen dieses Angebot in Anspruch.
Die Bischöfe legten den Eltern und Kindern die Hände auf und spendeten den Familiensegen:

"Gott, der allmächtige Vater, bewahre euch in seiner Liebe
und der Friede Christi wohne stets in eurem Haus."