Vergeben
...Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren
Schuldigern!
Liebe Mitchristen!
Vor kurzem schrieb mir eine Frau, die in ihrem Leben viel
mitgemacht hat: „Wie Sie bereits wissen, hatte ich keinen leichten Weg zu bewältigen.
Dabei war mir dieses Urvertrauen, aber auch Vergeben und Vergebung von großer
Bedeutung. Ich habe zighunderte Male den Herrgott gebeten, allen Beteiligten zu
vergeben. Ich tue es auch heute oder täglich, immer wieder durch das
Vaterunser. Ich habe damit Gleiches nicht mit Gleichem vergolten. Dadurch
konnte ich viele Chancen, Kräfte und Energien bzw. Gnaden für mich entdecken,
was aber erst recht wieder sehr viel Neid und Unverständnis auslöste. Es war
eine gewaltige Herausforderung... Somit habe ich aber doch den Wunsch, wenn es
Ihnen möglich ist, über das Thema ‚Vergebung, Revolution bzw. Versöhnung’ zu
reden.“
Diesem Wunsch möchte ich entsprechen, denn es ist wohl für fast jeden Menschen
ein Thema zum Nachdenken, es ist schwierig, anstrengend, aber sehr wichtig für
unser Miteinander.
Es geht mir auch die in einer Zeitung unseres Landes wiedergegebene Erzählung
von einem jungen Ehepaar nicht aus der Erinnerung, das nach der ersten Zeit der
großen Verliebtheit allmählich vom Alltagsleben eingeholt wurde und gegen
gewisse Spannungen im Zusammenhang mit manchen Kleinigkeiten des Miteinanders
anzukämpfen hatte. Die beiden waren gewohnt, in der Früh gemeinsam (und doch
jeder für sich) zu beten, und da spürte der Ehegatte plötzlich und ganz
deutlich in seinem Herzen die Regung von Gott her: „Bitte sie um Vergebung!“ Da
er aber davon überzeugt war, dass sie die Schuld an den Spannungen hatte,
bäumte sich in seinem Inneren sofort Widerstand auf. Er sagte zu Gott: „Sie
muss doch mich um Vergebung bitten!“ Aber bereits im nächsten Augenblick stand
von neuem unmissverständlich die Aufforderung des Herrn im Raum: „Bitte sie um
Vergebung!“. Nach Beendigung der Zeit des Gebetes wandte er sich tatsächlich
liebevoll und ernst an seine Frau und bat sie um Vergebung. Sie war gerührt.
Sie sagte: „Ich hätte Dich um Vergebung bitten müssen, und ich bitte Dich
darum. Du bist mir zuvor gekommen. Ich danke Dir.“ Sie sprachen sich aus,
gestanden einander, was sie in den vergangenen Wochen gestört hatte und
versprachen gegenseitig, sich zu bemühen. Es war ein echter Neuanfang, und sie
waren froher denn je.
Selber
keine Schuld haben? – Ehrlich eigene Fehler sehen lernen
In unserem Inneren tragen wir wohl alle viele Abwehr- und
Selbstverteidigungsmechanismen, die bei Konflikten und Auseinandersetzungen die
Wirklichkeit häufig verzeichnen. Wenn wir ehrlich sind, werden wir oft
eingestehen müssen, dass wir zum Entstehen der Schwierigkeiten unseren Beitrag
geleistet haben. Manchmal reagieren wir zu empfindlich oder es mangelt uns an
Geduld; es kann sein, dass wir überreizt sind oder zu angespannt; es kann daran
liegen, dass wir die Probleme des anderen zu wenig bedacht haben oder auf uns
beziehen, was eigentlich in der Situation oder der Vorgeschichte des anderen
seinen Grund hat.
Neigen wir nicht alle dazu, für die Fehler und Schwächen der anderen sehr
scharfsichtig zu sein, die eigenen Schattenseiten dagegen zu verharmlosen, zu
entschuldigen oder gar auszublenden? Wir sollten uns dessen bewusst sein: Das
Wort Jesu vom Splitter, den wir im Auge des anderen bemerken, und vom Balken,
der oft in unserem eigenen Auge steckt (vgl. Mt 7, 3), ist nicht bloß für
andere, sondern meist für uns selbst zutreffend. Bei Schwierigkeiten in unserem
Umfeld dürfen wir uns die Frage nie ersparen: Inwieweit liegt es an mir? Was
habe ich dazu beigetragen? Und wir sollten uns nicht zu lange mit der
Überlegung aufhalten, wer mehr Schuld hat und wer sich daher zuerst
entschuldigen müsse. Wenn wir den ersten Schritt setzen und um Vergebung
bitten, werden wir zumeist gute Erfahrungen machen. Vor allem geht es darum,
vom Verhaltensmuster Aug um Aug, Zahn um Zahn Abschied zu nehmen, fair zu
handeln und mit Achtung und Würde einander zu begegnen. Das bedeutet aber
nicht, alles Negative des anderen einfach passiv hinzunehmen oder gleichgültig
zu übergehen.
Die
Notwendigkeit, den anderen auf Fehler aufmerksam zu machen.
Unsere Pflicht zu helfen.
Jesus sagt: „Wenn dein Bruder sündigt, weise ihn zurecht; und
wenn er sich ändert, vergib ihm“ (Lk 17, 3b). Das ist für viele Menschen -
vielleicht für uns alle? – ein schwieriges Kapitel in der Lehre Jesu.
Zum einen fällt es uns insbesondere gegenüber uns gleich- oder sogar höher
gestellten Personen schwer, sie auf etwas aufmerksam zu machen, was unseres
Erachtens falsch ist. Wir haben Hemmungen, möchten dem anderen nicht nahe
treten; wir haben Angst, wir könnten den anderen verletzen, es könnten
Nachteile für unsere Beziehung zu ihm/ihr entstehen. Ein Streit könnte sich
entwickeln, vielleicht käme es zu Benachteiligungen, vielleicht würde es uns
der andere nachtragen usw.. Sollten wir es nicht
trotzdem tun, sagen, was zu sagen ist, freundlich und voll Verständnis, mit dem
Wunsch zu helfen? Es ist oft traurig, dass manche Fehler und Schwierigkeiten
eines Menschen, vielleicht einer wichtigen Person von vielen bemerkt,
vielleicht auch lieblos kritisiert werden, dass sich aber niemand dazu
aufrafft, mit dem Betroffenen ehrlich und offen zu reden. Es kann auch die
Ursache dafür sein, dass sich allmählich die Atmosphäre in der Familie, am
Arbeitsplatz oder in einer Vereinigung verschlechtert und eine gewisse
Entfremdung untereinander eintritt. Sind wir nicht oft zu feige und im Grunde
genommen lieblos, wenn wir aus einer falsch verstandenen Höflichkeit manches
nicht sagen, was wir nicht vorwurfsvoll, aber doch deutlich und klar sagen
sollten?
Ein anderes Problem betrifft die vermutete oder nach unserem Empfinden
vielleicht schon längst „bewiesene“ Uneinsichtigkeit des anderen.
Einmal vergeben, dazu sind wir meist bereit, wobei allerdings auch noch viel
davon abhängt, worum es sich handelt. Es kann uns ein Fehler des anderen derart
schwer verletzen oder als so gravierend erscheinen, dass uns ein wirkliches
Vergeben – so, dass nichts zurückbleibt, auch kein Argwohn – sehr schwer oder
fast unmöglich scheint. Von Gott heißt es: „Herr, du bist gütig und bereit zu
verzeihen, für alle, die zu dir rufen, reich an Gnade“ (Ps 86, 5) und an
anderer Stelle: „Aus der Tiefe rufe ich, Herr, zu dir: Herr, höre meine Stimme!
Wende Dein Ohr mir zu, achte auf mein lautes Flehen! Würdest du, Herr, unsere
Sünden beachten, Herr, wer könnte bestehen? Doch bei dir ist Vergebung, damit
man in Ehrfurcht dir dient. Ich hoffe auf den Herrn, es hofft meine Seele, ich
warte voll Vertrauen auf sein Wort ...“ (Ps 130, 1-5). Die Kirche lehrt, dass
Gott jede Sünde, die aufrichtig bereut wird, vergibt, und zwar ganz und für
immer. Wir tun uns oft mit dem uneingeschränkten Vergeben schwer, weil unsere
Eigenliebe ein Hindernis darstellt und unsere Fähigkeit zu vertrauen begrenzt
ist, oft allzu begrenzt. Wir werden wohl nie so weit kommen, dass wir so
vollkommen vergeben können, wie Gott es tut, trotzdem ist unser diesbezügliches
Bemühen ganz wichtig.
Besonders schwierig wird es für uns, wenn der andere immer wieder in seinen
alten Fehler zurückfällt. Wir neigen dann sehr bald dazu zu sagen: Es ist
genug. Ich habe schon alles versucht, im Guten und im Bösen; er/sie ändert sich
nicht. Wir übersehen dabei: Wenn wir nicht mehr zu vergeben bereit sind, obwohl
der andere sich um Besserung bemüht, stehen wir im Gegensatz zur Weisung Jesu.
Er sagt: „Und wenn er (dein Bruder) sich siebenmal am Tag gegen dich versündigt
und siebenmal wieder zu dir kommt und sagt: Ich will mich ändern!, so sollst du ihm vergeben“ (Lk 17, 4). Im Mathäus-Evangelium sagt Jesus sogar, dass man nicht
siebenmal, sondern siebenundsiebzig Mal vergeben müsse, denn Petrus hatte
nachgefragt: „Herr, wie oft muss ich meinem Bruder vergeben, wenn er sich gegen
mich versündigt? Siebenmal?“ (vgl. Mt 18, 21-22).
Es lohnt sich, über die Wege nachzudenken, die uns Jesus in Bezug auf das
Zusammenleben mit den anderen und den Frieden mit ihnen gezeigt hat.
Erfinderisch sollten/müssten wir werden in der Überwindung von Beleidigungs-
und „Kränkungsfolgen“.
Liebe
ist die entscheidende Frage
Am Vorabend seines Leidens erklärt Jesus seinen Jüngern:
„Liebt einander! Wie ich euch geliebt habe, so sollt auch ihr einander lieben“
(Joh 13, 34). Seine Liebe muss das Modell unserer Liebe sein, dann werden wir
den Weg finden, der zur Vergebung fähig macht, und das kann tatsächlich eine
richtige Revolution bewirken.
Christus liebt wie Gott liebt, weil er selbst Gottes Sohn, Gott ist. Gott
vergibt den Menschen, sobald diese ihr Unrecht einsehen und zur Umkehr bereit
sind, sofort, ganz und für immer, weil seine Liebe vollkommen ist. Wir brauchen
oft Zeit und müssen auch den anderen Zeit lassen, um nach erlittenen
Verletzungen, Enttäuschungen, Konflikten einen gewissen inneren Abstand und
jenes seelische Gleichgewicht zu gewinnen, das für einen Versöhnungsversuch
Voraussetzung ist. Vor allem müssen wir in der Liebe wachsen...
Gott zieht auch nie seine Liebe zurück. Im vierten eucharistischen Hochgebet
heißt es: „Als er (der Mensch) im Ungehorsam deine Freundschaft verlor und der
Macht des Todes verfiel, hast du ihn dennoch nicht verlassen, sondern voll
Erbarmen allen geholfen, dich zu suchen und zu finden. Immer wieder hast du den
Menschen deinen Bund angeboten und sie durch die Propheten gelehrt, das Heil zu
erwarten. So sehr hast du die Welt geliebt, Heiliger Vater, dass du deinen
eingeborenen Sohn als Retter gesandt hast, nachdem die Fülle der Zeiten
gekommen war...“ und der hl. Paulus lehrt, dass ER uns zuerst geliebt hat.
„Christus ist schon zu der Zeit, da wir noch schwach und gottlos waren, für uns
gestorben“, schreibt er im Römerbrief (Röm 5, 6).
Von Gott lieben lernen, das ist der Weg, der zu Vergebung und Versöhnung führt.
Das darf freilich nicht zu einfältig verstanden werden. Auch bei Gott ist – wie
bereits gesagt - unumgänglich, dass der Schuldige sein Unrecht einsieht.
Vergeben bedeutet nicht, sich in Gutmütigkeit ausnützen zu lassen, wohl aber
müssen wir zu Vergebung bereit sein und Verbitterung oder Groll unserem Herzen
möglichst fernhalten.
Die Bedeutung des Gebetes und der
Sakramente
Die Erfahrung der Frau, deren Brief ich anfangs zitierte,
nannte eine wichtige Erfahrung: das Gebet des Vaterunsers wirkte verändernd.
Aufrichtig, andächtig und offenen Herzens sollten wir die Bitte aussprechen:
„Vergib uns unsere Schuld, wie auch wir vergeben unseren Schuldigern!“ und
vorher wenden wir uns an „unseren Vater im Himmel“, verlangen nach dem Kommen
seines Reiches, bekunden unsere Offenheit für das Geschehen seines Willens.
Wenn wir uns in unseren kleinen und großen Nöten an Gott wenden, den Heiligen
Geist um seinen Beistand bitten, werden uns immer wieder jene Impulse „von
oben“, jene Eingebungen und Einsichten zuteil werden,
die uns das Gespräch, die versöhnungsbereite Geste mit den anderen suchen
lassen; oft wird uns dabei auch unser eigenes Fehlverhalten bewusst. Wir bitten
dann die anderen und Gott um Vergebung. So wird Versöhnung möglich und der
Friede kann sowohl in unser Herz als auch in unser Haus oder an unseren
Arbeitsplatz einziehen.
Im Umgang mit Gott werden wir auch den schwierigen Weg der Geduld erlernen.
Gott hat Geduld. Auch wir müssen Geduld haben. Der hl. Paulus lehrt: „Die Liebe
ist langmütig, die Liebe ist gütig. Sie ereifert sich nicht“ (1 Kor 13, 4).
Auf uns allein gestellt können wir den Weg zur großen Liebe, die Christus
lehrt, nur sehr schwer - wenn überhaupt – finden und vor allem kaum
durchhalten. Trotz bester Vorsätze werden wir wahrscheinlich alle manchmal
erneut gestehen müssen, dass uns die Geduld verloren gegangen, Bitterkeit in
uns aufgekommen ist, vielleicht sich sogar – obwohl wir das nicht wollten -
Groll in unserem Herzen eingenistet hat. Wir werden dann auch übermäßig
reizbar, was offenkundig zu wahrer Liebe im Gegensatz steht, denn im Hohen Lied
der Liebe heißt es, dass die Liebe sich nicht zum Zorn reizen lässt und das
Böse nicht nachträgt (Vers 5). Paulus sagt sogar: „Sie (die Liebe) erträgt
alles, glaubt alles, hofft alles, hält allem stand“ (Vers 7).
Oft werden wir unser Ungenügen eingestehen und erneut nach Wegen suchen müssen,
die zu Vergebung und Versöhnung führen. Wir brauchen dafür die Hilfe Gottes,
die uns Christus gebracht hat. Daher ist gerade auch in diesem Zusammenhang der
Empfang der Sakramente wichtig und hilfreich: Im Ringen um ein gutes
Miteinander in der Familie, am Arbeitsplatz oder mit unseren Freunden und
Nachbarn ist immer auch Umkehr unsererseits nötig. Oft bedürfen wir selbst der
Vergebung Gottes, auch wenn wir nicht allein Ursache der Spannungen und
Konflikte sind. Die Vergebung Gottes wird uns insbesondere durch den Empfang
des Bußsakramentes zuteil. In der Beichte haben wir Gelegenheit, unsere
Schwierigkeiten – z.B. unseren Mangel an Geduld, unsere übermäßige Reizbarkeit,
unsere Verletztheit und Empfindlichkeit, unser
nachtragendes Wesen oder unseren vielleicht tief sitzenden Groll einzugestehen,
um Vergebung und Hilfe zu bitten. Das gibt uns Kraft für ein beharrliches
Bemühen und für einen Neuanfang, wann immer ein solcher nötig ist, auch für ein
Durchhalten in Situationen, die schwierig sind und sich nicht immer verändern
lassen.
Der bewussten Feier bzw. Mitfeier der hl. Eucharistie
kommt eine zentrale Bedeutung zu, denn dort hören wir Christi Wort, erleben wir
seine Hingabe am Kreuz und auf dem Altar zur Rettung der Menschen, dort
empfangen wir seine Hilfe und seine Kraft, um mit seiner Liebe zu leben. Nur
verbunden mit Christus, gestärkt durch seine Speise – das tägliche Brot des
Vaterunsers, die hl. Kommunion – werden wir den Weg finden, um liebevoll zu
sein, zu werden und zu bleiben.
In
der Liebe wachsen
Es sollte uns bewusst sein, dass es zu unserem jederzeit
aktuellen Lebensauftrag gehört, in der Liebe zu wachsen. Es ist häufig nicht
leicht, den Menschen in Liebe zu begegnen. Manchmal leiden unsere Beziehungen
unter Abnutzungserscheinungen, weil wir zu wenig ehrlich miteinander waren
(bzw. sind), nötige Klärungen ausgeblieben sind, weil wir manchen
Schwierigkeiten ausweichen oder zu sehr mit anderem beschäftigt und deshalb
jenen gegenüber, die an unserer Seite sind, unaufmerksam und nachlässig gewesen
sind. Oft mag es auch daran liegen, dass es an innerer Spannkraft mangelt, dass
wir einfach dahin leben und uns von den Gegebenheiten des Alltags treiben
lassen, ohne unser Leben aktiv und bewusst in Gott verankert zu gestalten. Es
ist dann ein neuer Anlauf erforderlich.
Nicht zu übersehen ist auch, dass manche Mitmenschen wahrscheinlich wegen ihrer
großen Probleme wahrhaft „schwierig“ sein können. Auch Jesus hat unter seinen
Zeitgenossen zu leiden gehabt. Sie haben ihn ans Kreuz geschlagen. Und trotzdem
rief er: „Vater, vergib ihnen, denn sie wissen nicht, was sie tun“ (Lk 23, 34).
Im Miteinander sind Schwierigkeiten nicht immer vermeidbar.
Die große Liebe ist oft – immer? – mit Leiden verbunden. Unser Leben bleibt
„Stückwerk“. Manchmal müssen Eltern darunter leiden, dass ihr Kind nicht den
Weg geht, den sie ihm so gerne zeigen wollten. Manchmal müssen wir unter den
Problemen einer oder mehrerer Person(en), die uns nahe stehen, leiden. Wir
können diese Probleme oft nicht lösen, müssen sie mittragen. Andere Male können
uns charakterliche Unterschiede sehr zu schaffen machen oder vorgefallene
Missverständnisse einen derart komplizierten Knoten bilden, dass wir ihn nicht
– jedenfalls nicht sofort – lösen können, oder geschehene Verwundungen können
so tief sitzen, dass eine Heilung viel Zeit braucht und vielleicht sogar die
Verständigung untereinander erschwert oder fast unmöglich geworden ist.
In allen diesen Fällen sind Gebet, der verstärkte Umgang mit Christus, die
Suche seines Haltes und seiner Hilfe eine Grundlage,
die uns Hoffnung gibt; oft sind wir aber auch selbst gefordert: wir müssen uns
bemühen, zunächst zumindest einmal höflich und korrekt zu allen zu sein, wir
müssen nach Wegen zu einem konstruktiven Miteinander suchen, Zugang zueinander
finden, damit es doch noch zur Klärung kommt, sobald die Zeit dafür reif ist.
Wir müssen und werden dabei innerlich wachsen und dürfen niemals und niemanden
aufgeben, denn „die Liebe hört niemals auf“ (1 Kor 13, 8).
Schließlich ist unbedingt zu erwähnen: Eine große Hilfe im Bemühen um Liebe, um
Wachstum und Reifung in der Liebe ist die Gottesmutter Maria, die in der
Liturgie der Kirche auch „Mutter der schönen Liebe“ genannt wird. Der Blick auf
ihr Leben, auf ihre Haltungen, vor allem aber auch die Bitte um ihre Fürsprache
werden uns stärken und stützen, die nötigen Regungen des Heiligen Geistes
vermitteln und uns den Weg zur Liebe – Christus – finden lassen.
Mit dem Wunsch, Gott möge Ihr Bemühen segnen, grüßt
+ Klaus Küng