"Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben"

 

In der derzeitigen Diskussion wegen des Dokumentes der Glaubenskongregation bezüglich der Kommunion für wiederverheiratete Geschiedene ist einer der Einwände das Wort Jesu: "Kommt alle zu mir, die ihr euch plagt und schwere Lasten zu tragen habt. Ich werde euch Ruhe verschaffen" (Mt 11, 28). oder das andere Wort: "Wer mein Fleisch isst und mein Blut trinkt, hat das ewige Leben, und ich werde ihn auferwecken am letzten Tag" (Joh 6, 54). Wie kann man jemandem, der guten Willens ist, die Kommunion versagen? Das widerspricht doch der Absicht Jesu! Warum ist die Kirche so hartherzig?

Um verstehen zu können, worum es eigentlich geht und warum die Kirche nicht hartherzig ist, wenn sie an bestimmte Voraussetzungen für den Kommunionempfang erinnert, ist es notwendig, über die Eucharistie und ihre Bedeutung im Leben des Christen und der Kirche, besonders auch in Ehe und Familie, nachzudenken und aufzuzeigen, dass der Empfang der Kommunion nur dann eine wahre Einheit mit Christus und unter den Gläubigen schafft, wenn die innere Haltung der Kommunizierenden der hl. Handlung entspricht und kein Hindernis dieser Einheit im Weg steht.

Es ist für das Verständnis der Zusammenhänge hilfreich, wenn man über den Wandel nachdenkt, der sich in der Kirche bezüglich des Kommunionempfangs (Häufigkeit, Betonung der Ehrfurcht, Hervorhebung der Teilnahme am Opfermahl) im Laufe der Jahrhunderte vollzogen hat. Die verschiedenen Einstellungen, die für gewisse Zeitepochen typisch waren, lassen jeweils unterschiedliche Akzentuierungen, positive und negative Aspekte erkennen, die alle ihre Bedeutung haben. Ich will nur blitzlichtartig, ohne jede Vollständigkeit, einige dieser Entwicklungen und Haltungen aufzeigen.
Wandel der Praxis

Der häufige Kommunionempfang ist in der Kirche erst in unserem Jahrhundert üblich geworden. Eine Katharina von Siena (1347 - 1380) z.B. musste, wie es den damaligen Gepflogenheiten entsprach, immer wieder ihren Beichtvater um Erlaubnis bitten, um die hl. Kommunion täglich empfangen zu dürfen. Man fürchtete, dass bei allzu häufigem Empfang der Kommunion eine mit dem Geheimnis der wirklichen Gegenwart Christi in der Eucharistie nicht im Einklang stehende Routine Einzug halten könnte. Man hielt vor allem die Vorbereitung für die Kommunion für wichtig und zwar nicht nur durch den Empfang des Bußsakramentes, welcher der Kommunion vorausging, sondern durch die Bemühung um eine den Weisungen Jesu entsprechende Umkehr, durch Einübung der christlichen Tugenden, Pflege des Gebetes, Bekämpfen bestimmter Fehler, Fasten, Hegen einer geistlichen Sehnsucht, sich mit Christus zu vereinen usw.. Die Kommunion bildete dann den Abschluss und war in der Regel der Höhepunkt des liturgischen Festes, das feierlich begangen wurde.

Theresia von Avila (1515 - 1582) berichtet im Buch der "Klosterstiftungen" von einer Erfahrung, die sie einmal mit einigen Schwestern gemacht hat. In einem Konvent war eine besondere Schwierigkeit entstanden: Einige Nonnen behaupteten, ihr Verlangen nach dem Herrn sei derart heftig, dass es nur durch die tägliche Kommunion gestillt werden könne. Entgegen der Gewohnheit des Konvents und im Gegensatz zu den anderen Schwestern bekamen sie aufgrund ihrer Hartnäckigkeit täglich den Leib des Herrn gereicht. Sie sagten, sie müssten sterben, wenn ihrem Wunsch nicht willfahren werde; eine verlangte die Kommunion sogar schon in der frühesten Morgenstunde, um, wie sie meinte, am Leben bleiben zu können. Theresia, die von der verzweifelten Priorin dieser Klostergemeinschaft um Hilfe gebeten worden war, sprach darauf zuerst mit den zuständigen Beichtvätern, die dem Drängen der Schwestern nachgegeben hatten, und dann mit den betroffenen Schwestern selbst. Als es ihr nicht gelang, sie zu überzeugen, dass der Gedanke, ohne tägliche Kommunion nicht mehr leben zu können, nur Einbildung sei, sagte sie zu ihnen, dass auch sie - Theresia - ein sehr großes Verlangen nach Vereinigung mit Christus in der Eucharistie habe, aber ihretwegen in den nächsten Tagen auf die Kommunion verzichte. Sie begründete ihre Entscheidung mit der trockenen und zugleich humorvoll klingenden Feststellung: "Müssten wir auch alle drei sterben, so hielte ich dies doch für besser, als wenn in diesen Klöstern eine solche Gewohnheit festen Fuß fassen würde" (II., 58 ff). Der Gehorsam, die Vermeidung von Sonderwünschen und Ausnahmestellungen schienen ihr so wichtig wie die Kommunion selbst, die ohne entsprechende Einstellung nicht nur keine Frucht bringt, sondern schädlich werden kann.

Pius X.

Der eifrige Seelsorger Pius X. war es, der aufgrund seiner guten Erfahrungen die Kinderkommunion in der Kirche einführte und die häufige, wenn möglich tägliche Kommunion den Gläubigen empfahl, freilich verbunden mit der eindringlichen Ermahnung zum regelmäßigen Empfang des Bußsakramentes.

In der Folge kam es zu einem großen Aufschwung der eucharistischen Frömmigkeit, die zu einem Merkmal der gläubigen Menschen wurde, oft auch außerhalb der hl. Messe.

Das II. Vatikanische Konzil

Im zweiten Vatikanischen Konzil wurde in einer vorher noch nie da gewesenen Klarheit und Tiefe das Geheimnis der Kirche verkündet und die Eucharistie als Quelle und Höhepunkt des kirchlichen Lebens dargestellt. In der Instruktion über Feier und Verehrung des Geheimnisses der Eucharistie "Eucharisticum mysterium" heißt es: "Die Teilnahme am göttlichen Leben und die Einheit des Volkes Gottes machen die Kirche zur Kirche; beide werden durch die Eucharistie sinnvoll bezeichnet und wunderbar bewirkt. In ihr gipfelt das Handeln, durch das Gott die Welt in Christus heiligt, wie auch die Verehrung, welche die Menschen Christus und mit ihm dem Vater im hl. Geist erweisen" (Eucharisticum mysterium 6).

Leider ist festzustellen, dass es nach dem Konzil bei der etwas überstürzt durchgeführten Liturgiereform nicht geglückt ist, die Fülle der mit der Eucharistie verknüpften Glaubensinhalte in der nötigen Vollständigkeit den Gläubigen zu vermitteln. Vor allem in den ersten Jahren nach dem Konzil stand in den Bemühungen um die Verwirklichung der Intentionen des Konzils etwas einseitig der Mahlcharakter der hl. Messe und die darauf bezogene aktive Teilnahme der Gläubigen im Vordergrund trotz der sehr bald einsetzenden Ermahnungen Papst Pauls VI. und später Johannes Pauls II., auch den für die hl. Messe ebenfalls wesentlichen Opfercharakter zu beachten, der mit dem Mahl untrennbar verbunden ist. Der Empfang der hl. Kommunion von allen oder fast allen Teilnehmern an der Eucharistie wurde vielerorts sehr bald zum selbstverständlichen Erscheinungsbild einer aufgeschlossenen Gemeinde. Diese Glaubenspraxis wird in der Tat vom Konzil sehr stark empfohlen. Auch im neuen Katechismus findet sich die Anweisung: "Der Herr richtet an uns eine eindringliche Einladung, ihn im Sakrament der Eucharistie zu empfangen: 'Amen, amen, das sage ich euch, wenn ihr das Fleisch des Menschensohnes nicht eßt und sein Blut nicht trinkt, habt ihr das Leben nicht in euch' (Joh 6, 53)" (KKK 1384). Freilich wird dann im folgenden Absatz des Katechismus betont, was in vielen Gemeinden in den letzten Jahren weniger oft bedacht worden ist. Es heißt im Katechismus: "Um dieser Einladung zu entsprechen, müssen wir uns auf diesen so hohen, so heiligen Moment vorbereiten. Der hl. Paulus fordert zu einer Gewissenserforschung auf: 'Wer unwürdig von dem Brot isst und aus dem Kelch des Herrn trinkt, macht sich schuldig am Leib und Blut des Herrn. Jeder soll sich selbst prüfen; erst dann soll er von dem Brot essen und aus dem Kelch trinken. Denn wer davon isst und trinkt, ohne zu bedenken, dass es der Leib des Herrn ist, der zieht sich das Gericht zu, indem er isst und trinkt' (1 Kor 11, 27 - 29). Wer sich einer schweren Sünde bewusst ist, muss das Sakrament der Buße empfangen, bevor er die Kommunion empfängt" (KKK 1385).

Angesichts der vielerorts in den beiden vergangenen Jahrzehnten vollzogenen, teilweise allerdings einseitig verlaufenen Entwicklung ist es irgendwie verständlich, dass in diesen Tagen gegenüber dem jüngsten Dokument der Glaubenskongregation heftigster Widerspruch laut wird. Es scheint, als wären jetzt, da fast überall praktisch alle in einer Messfeier Anwesenden die Kommunion empfangen, einige wenige - noch dazu handelt es sich dabei oft um vom Schicksal besonders geprüfte Personen - von der Kommunion ausgeschlossen. Manche sagen: "Wie kann man jemanden zum Mahl einladen, ihn zugleich aber vom Essen ausschließen? Wir wollen das Brot (!) mit allen teilen, ganz besonders mit jenen, die in Not sind!" Andere sagen, dass die Kommunion doch in einem gewissen Sinne "Medizin" sei, die man gerade nach dem Geiste Jesu keinem vorenthalten dürfe. Und wer ist schon würdig?, fragen sie nicht zu Unrecht. Wir müssen doch alle sagen: "O Herr, ich bin nicht würdig ....".

Ein Anlass, um nachzudenken

In der Tat wird in der hl. Messe der gleiche Christus gegenwärtig, der die Welt erlöst hat. Bei einer Generalaudienz hat Papst Johannes Paul II. einmal gesagt: "Durch die stets neue sakramentale Vergegenwärtigung des Erlösungsopfers will die Eucharistie die von Christus ein für allemal für die Menschheit aller Zeiten erwirkte Versöhnung den Menschen von heute zuwenden. Die Worte, die der Priester bei der Wandlung des Weines spricht, sind unmittelbarer Ausdruck dieser Wirksamkeit, insofern sie besagen, dass das Blut Christi, das auf dem Altar gegenwärtig ist, für die vielen Menschen vergossen wurde "zur Vergebung der Sünden". Das sind wirksame Worte; jede eucharistische Wandlung bewirkt eine Sündenvergebung für die Welt und trägt so zur Versöhnung der sündigen Menschheit mit Gott bei."

In diesem Zusammenhang wurde immer schon gelehrt - auch im neuen Katechismus findet sich diese Aussage -, dass die andächtig empfangene Kommunion, in welcher der durch das Leiden und Sterben hindurchgegangen, von den Toten auferstandene, lebendige Christus gegenwärtig ist, von leichten Sünden zu befreien und - wie kein anderes Heilmittel - von künftiger schwerer Sünde zu bewahren vermag sowie zum Guten anregt (vgl KKK 1393 - 1395). Trotzdem darf nicht übersehen werden, dass der Empfang der Eucharistie das Freisein von schwerer Sünde voraussetzt, wie im Katechismus in Übereinstimmung mit der Praxis und der Lehre der Kirche ebenfalls betont wird.

Die Teilnahme an der hl. Kommunion ist nicht immer jedem möglich; sie ist auch nicht immer das probate Heilmittel für alle Schwierigkeiten und Probleme. Das von der hl. Theresia erzählte Beispiel ist auch für unsere Zeit lehrreich. Thomas von Aquin hat es so gesagt: "Nicht jede beliebige Arznei passt für jeden Zustand. Denn die Arznei, die den bereits Fieberfreien zur Stärkung gegeben wird" - so lehrt er in der Summa -, "würde schaden, wenn sie den noch Fieberkranken gegeben würde. So sind auch Taufe und Buße reinigende Arzneien, die gegeben werden, um das Fieber der Sünde zu beheben. Dieses Sakrament aber (die Eucharistie) ist eine stärkende Arznei, die nur denen gegeben werden darf, die von (schwerer) Sünde frei sind" (STh 80, 4 ad 2).
Ob heute nicht vielen dieses Bewusstsein abhanden gekommen ist? Der Gründer des Opus Dei, der vor zwei Jahren selig gesprochene Escrivà, sah schon vor Jahren - als nach dem Konzil die Krise des Bußsakramentes in vielen Ländern einsetzte - im Verlust des Bewusstseins, dass sakramentale Sündenvergebung wichtig ist, eine Bedrohung des Glaubens an die Realpräsenz, d.h. an die wirkliche Gegenwart Christi unter den Gestalten von Brot und Wein in der Eucharistie. Erweckt heute die Haltung mancher Teilnehmer der hl. Messe nicht den Eindruck, dass die Kommunion ähnlich wie das Aufstehen beim Evangelium oder das Mittun bei den Fürbitten einfach als ein Ausdruck der Teilnahme an der Feier betrachtet wird? Das Wort des hl. Paulus (1 Kor 11, 27 - 29) (das zwar von manchen Exegeten heute in arg verkürzter Weise interpretiert wird) bleibt trotzdem in Kraft.

Also Rückkehr zu einer strengen Handhabe?

Nein, aber Neubesinnung auf die Glaubensgeheimnisse, welche mit der Kirche und der Eucharistie verknüpft sind, und Anstreben einer wahren "Communio" mit Christus und untereinander, was Streben, manchmal einen länger dauernden Vorgang innerer Reifung und Reinigung, manchmal auch eine gewisse Wartezeit voraussetzt. Nicht immer lässt sich jede Änderung sofort herbeiführen.

Besteht nicht manchmal (oder oft ?) die Gefahr, dass gerade beim Gottesdienst so manche Geste - vielleicht auch die Kommunion (?) äußerlich vollzogen wird, ohne dass sie von der entsprechenden inneren Verfasstheit getragen wird? Wäre es nicht besser, auf den Empfang der hl. Kommunion zu verzichten, wenn uns die innere geistige Vorbereitung nicht gelungen ist? In vielen anderen Bereichen des Zusammenlebens und Zusammenwirkens rät man heute auch im Hinblick auf die Psychohygiene zu Aufrichtigkeit und Echtheit. Wäre dies nicht im Religiösen ebenso wichtig?
Die Teilnahme an der hl. Messe ist auch dann sinnvoll und richtig, wenn der Empfang der hl. Kommunion nicht möglich ist. Das Wort Gottes aufmerksam und mit wahrer innerer Offenheit hören ist bereits eine wichtige Art, Christus im eigenen Leben aufzunehmen. Ähnliches gilt für das Bemühen, mit den Gaben der Kirche - Brot und Wein - die eigenen Gaben - die Arbeit, den Einsatz in Kirche und Gesellschaft, alle Anliegen usw. - zu vereinen. Der Wunsch, Jesu Hingabe, die bei jeder hl. Messe erneuert und vergegenwärtigt wird, Mitzuleben und Mitzutragen, kann auch dann, wenn kein Kommunionempfang möglich ist, für den Alltag eine große Kraftquelle bedeuten. Durch die bewusste Teilnahme an der hl. Handlung können wir auch allmählich für die volle Vereinigung mit Christus und der Kirche durch die Kommunion bereit werden, auch wenn wir momentan noch nicht so weit sind. Es ist vergleichbar mit der neuerlichen, bewussten Hinwendung zum Freund oder zum Mitarbeiter, von dem uns irgend eine kleinere oder größere Auseinandersetzung getrennt hat: Wir reden mit ihm, hören ihm zu, wir sind bereits unterwegs zu einer neuerlichen Versöhnung, auch wenn manche Schritte noch ausstehen. Gerade bei der hl. Messe kann die Sehnsucht nach der vollen Vereinigung mit Christus erwachen, die dann, sobald wir innerlich dazu bereit sind, zur Beichte und zu einem sehr bewussten Empfang der Eucharistie führen wird.

Wir sollten dann zur Kommunion gehen, wenn wir innerlich dazu bereit sind! Wenn in früheren Zeiten viele teilweise auch aufgrund der damaligen Anweisungen zu ängstlich waren und daher nur selten den Leib des Herrn empfangen haben, wäre es heute der Situation eher entsprechend, wenn von neuem an die Voraussetzungen für den Kommunionempfang erinnert und die Notwendigkeit der Ehrfurcht stärker betont würde. Es wäre dann auch für niemanden peinlich, wenn er/sie manchmal oder in der Regel aus irgend einem Grund vom Tisch des Herrn fernbliebe. Auch jemand, der nicht die Kommunion empfängt, kann um ein christliches Leben ehrlich bemüht sein. Das wissen wir alle und deshalb werden wir aus der Tatsache, ob sich jemand der hl. Kommunion nähert oder nicht, keine falschen Rückschlüsse ziehen. Jemand, der aus irgend einem Grund der Kommunion fernbleibt, zugleich aber aufrichtig um eine Besserung des Lebens bemüht ist, kann möglicherweise der "Communio" der Kirche näher sein, als jener andere, der sich nur "pro forma" dem Tisch des Herrn nähert und sich über die Weisungen der Kirche einfach hinwegsetzt.

Noch ein paar Worte zur Frage der wiederverheirateten Geschiedenen:

Warum befinden sich wiederverheiratete Geschiedene
in einer besonderen Situation?

Meist wird übersehen, dass ähnlich wie zwischen Kirche und Eucharistie auch zwischen Ehe und Eucharistie eine besondere Beziehung besteht. In der Kirche ist die Eucharistie Grundlage der "Communio" zwischen Haupt und Gliedern und der Glieder untereinander. In der Ehe, die Keimzelle der Kirche ist, nimmt die Eucharistie die gleiche Stellung ein. Sie verfestigt und bestärkt das bestehende Eheband und führt auf die Wege ehelicher Hingabe. Wenn nun jemand, der gültig (sakramental) verheiratet ist, mit einem Partner zusammenlebt, der nicht der Ehemann oder die Ehefrau ist, wird die Eucharistie - auch abgesehen von der Schuldfrage bezüglich des Scheiterns der Erstehe und des Zusammenlebens, ohne mit diesem Partner kirchlich verheiratet zu sein - zu einem Zeichen, das widersprüchlich ist.

Jede(r), der/die sich in einer solchen Situation befindet, muss vor allem das Gespräch mit einem erfahrenen, gütigen Seelsorger suchen, um zunächst einmal, wenn dies nötig ist, die eigene Situation zu klären. Es gibt auch Fälle, in denen - nicht zuletzt auch bedingt durch die vielen Verwirrungen in unserer Zeit - die Erstehe tatsächlich nicht gültig ist und daher kirchlich annulliert werden kann (was eine neuerliche kirchliche Eheschließung und den Sakramentenempfang ermöglicht). Auf jeden Fall ist es notwendig, nach den geeigneten geistlichen Wegen zu suchen, die immer vorhanden sind, um der eigenen Situation entsprechend um ein christliches Leben bemüht zu sein. Zu niemandem, der sich wirklich bemüht, wird Jesus "nein" sagen. Vielleicht ist aufgrund der Umstände eine Zeitlang kein Kommunionempfang (im Sinne der sakramentalen Kommunion) möglich. Immer kann man Ihn aber geistig aufnehmen, Sein Wort hören und auf Sein Rufen eingehen, sich Ihm zur Verfügung stellen und so weit möglich die innere Gemeinschaft mit Ihm eingehen - und so Segen sein. Immer kann man Ihn im eigenen Leben aufnehmen, an Seinem Opfer, durch das Er uns erlöst hat, teilnehmen und diesem Seinem Opfer, im eigenen Leben Raum geben, indem die Mühen des Alltags gut getragen und die Impulse Christi und seines Geistes empfangen werden, für die anderen da zu sein. All das kann und soll mit dem Wunsch nach voller Vereinigung mit Ihm erfüllt sein. Dies ist der jedem äußeren Kommunionempfang voraus - notwendige innere Vorbereitungsweg - der immer möglich ist.

Auch die Anbetung der Eucharistie könnte eine große Hilfe auf diesem Weg bedeuten. Die Betrachtung dieses Christus, der ständig für uns bereitsteht und mit unbegreiflicher Geduld auf uns wartet, regt auch uns zur Geduld an und weckt ein neues Leben. Auf diesen und ähnlichen, geistlichen Wegen wird auch von wiederverheirateten Geschieden - auch dann, wenn die Situation noch so irregulär sein mag - das Ziel sicherlich erreicht werden, früher oder später im Sinne der sakramentalen Vereinigung durch die Kommunion und am Ende des Lebens auf Erden im Sinne jener Vereinigung mit ihm, die niemals mehr zerstört wird.

+ Klaus Küng